PARIS. Er hat fast nichts im Kopf und führt dennoch ein normales Leben. Ein französischer Beamter (44) kam mit einer leichten Beinschwäche in die Uniklinik von Marseille. Als die Ärzte ihn von Kopf bis Fuß durchcheckten, staunten sie nicht schlecht: Bei der Röntgenuntersuchung stellte sich heraus, dass der Mann weniger als die Hälfte des normalen Hirnvolumens hat. Die überraschten Ärzte entdeckten dafür ungewöhnlich große, mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume im Hirn. Über den Fall berichtet jetzt das britische Fachblatt "The Lancet" (Bd. 370, S. 262). Die Mediziner: Der Patient sei bereits als Säugling wegen eines Wasserkopfes behandelt worden, entwickelte sich aber weitgehend normal. Nach einer Entwässerung der Hohlräume (Ventrikel) verschwanden die aktuellen Symptome im Bein. Der Röntgenbefund im Kopf blieb jedoch unverändert. In einem Intelligenztest erreichte der Mann den relativ niedrigen Intelligenzquotienten von 75. Der Durchschnitt liegt bei 100. Der Beamte ist Vater von zwei Kindern und glücklich verheiratet. Der deutsche Neurologe Professor Heinrich Lanfermann von der Medizinischen Hochschule Hannover: "Vom Hirnvolumen allein lässt sich nicht pauschal auf die Fähigkeiten eines Menschen schließen."