“Minifant“ geriet in den Wassergraben und rang mit dem Tod. Pfleger und Zuschauer zogen ihn am Rüssel heraus.

Berlin. Ein beispielloses Elefantendrama hat im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde für Aufregung gesorgt. Ein Babybulle wäre wenige Minuten nach der Geburt fast ertrunken. Die afrikanische Elefantenkuh Pori (26) versuchte gerade, das Kalb aufzurichten und vom nahen Badebecken wegzustoßen, als es plötzlich doch in den Wassergraben rutschte. Die zwölfte Elefantengeburt in dem Tierpark drohte zur Tragödie zu werden.

Es war um 13.50 Uhr, als den Zoobesuchern, die eben noch staunende Zeugen der Geburt waren, plötzlich der Atem stockte. Der "Minifant" fiel ins Wasser. Ein Kampf um Leben und Tod.

Reflexartig reckte das kleine Kalb den Rüssel empor, hielt ihn instinktiv über Wasser und schwamm tapfer bis zur Mauer gegenüber. Dort nahte endlich Rettung. Beherzt packten Pfleger, ein Tierarzt und ein Besucher den Kleinen an Rüssel, Ohr und Vorderbein, zogen den schon 117 Kilo schweren Bengel ins Trockene. Das 91 Zentimeter hohe Kalb wurde in eine Elektrokarre gelegt und zum Stall gefahren. Mutter Pori, die vor zwei Jahren eines ihrer Jungtiere totgetreten hatte, bekam erst einmal eine Spritze - zur Beruhigung. Dann wurde das Junge zu ihr gelassen, und alles ging gut.

Nur einmal, schon kurz bevor das Baby ins Wasserbecken geraten war, hatte Pori ihren Vorderfuß bedrohlich auf das Kalb gesetzt. Sein Pfleger Claus Pohle zur "Berliner Morgenpost": "Hätte sie es töten wollen, sie hätte nur zudrücken müssen." Und warum waren die Pfleger nicht früher zur Stelle, als das Baby noch gar nicht im Wasser war? Weil Bulle Tembo (23), Vater des Jungtiers, bei der aufgeregten Herde war und niemand das Gehege betreten konnte - Lebensgefahr! Alle Versuche, die Tiere ins Haus zu locken, waren gescheitert.

Am Abend dann fand der kräftige Säugling endlich die Zitzen und begann zu trinken. Das Elefantenhaus wurde für Besucher vorerst geschlossen. Bis Pfingsten soll das Kalb aber erneut das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Der Tierpark-Direktor Bernhard Blaszkiewitz: "Mutter und Kind sind wohlauf." Die Berliner Zeitung "B.Z." titelt über den Minifanten bereits: "Der neue Knut"!