Während Claudia Schiffer die Initiative unterstützt, spricht sich Lagerfeld weiterhin für superdünne Frauen aus.

Paris. Die Debatte um die Magermodels hat jetzt endlich auch die "Hauptstadt" der Mode erreicht. Auch Paris will endlich den Schlankheitswahn in der Modelwelt beenden. Einige Politiker dringen deshalb auf einen "Standeskodex" in der Branche. Die Abgeordneten im Rathaus der Seine-Metropole sprachen sich gegen die "Klappergestelle mit den Storchenbeinen" auf den Laufstegen aus. Der Pariser Stadtrat verlangte, dass die Modenschauen auf zu magere Models verzichten sollten.

Eingebracht hatte diesen Vorschlag die Grünen-Fraktion. Als eine Hauptstadt der Mode müsse Paris "nach dem Vorbild von Madrid Pionierarbeit auf diesem Gebiet leisten und die Rechte der Mannequins verteidigen", sagte die Grünen-Abgeordnete Violette Baranda. Magermodels seien eine "Gefahr für die öffentliche Gesundheit, weil sie ein falsches Bild von der Frau verbreiten", stimmte ihr die Sozialistin und stellvertretende Bürgermeisterin Lyne Cohen-Solal zu. Der Stadtrat forderte deshalb die Organisatoren der Modenschauen auf, zu dürre Models künftig abzulehnen.

Die Magermodel-Debatte erhitzt die Gemüter der Modewelt schon seit Wochen. Claudia Schiffer (36) sprach sich erst kürzlich dagegen aus und erklärte, dass sie Extremdiäten ablehne. Sie vertraue "allein auf Sport und die richtige Ernährung". Auch Modeschöpfer Jean-Paul Gaultier (54) hat nicht viel für spitze Knie und Knochen übrig. Er schickte schon eher dicke Models auf den Laufsteg und sprach sich gegen das Modediktat aus: "Alle Frauen können schön sein, nicht nur Dürre." Der Hamburger Designer Karl Lagerfeld (73) sieht das allerdings anders. Er sagte: "Ich bin gegen ein Gewichtsdiktat. Die Models sind einfach so schlank, andere findet man nicht. Die Mädchen sind nicht mager, sondern einfach nur dünn und haben einen schmalen Körperbau. Das Problem sind doch eher die dicken Leute, nicht die zu dünnen."

Angefangen hatte die "Hungerhaken"-Diskussion mit dem Tod eines brasilianischen Models im vergangenen Herbst. Das Mädchen hatte bei 1,74 Meter Größe nur noch 40 Kilo gewogen und sich lediglich von Äpfeln und Tomaten ernährt. Im vergangenen Jahr sollen sogar insgesamt zehn Magermodels weltweit gestorben sein, betonte James Chabert, der Chef der Pariser Modelgewerkschaft. Immer mehr Modestädte erkennen die Gefahr, die von den viel zu dünnen "Vorbildern junger Mädchen" ausgeht.

Wie ein Kodex gegen die "Klappergestelle" aussehen kann, zeigen Madrid und Mailand. Madrid reagierte zuerst auf den Tod der Brasilianerin. In Spanien dürfen nur noch Models auf den Laufsteg, die mindestens den Body-Mass-Index (BMI) von 18 haben. Das heißt: Sie dürfen bei einer Größe von 1,78 Metern nicht unter 56 Kilo wiegen. Die Models wurden gewogen, bevor sie auf den Laufsteg sollten, und einige schieden aus.

In Italien hat die Regierung der Magersucht in der Modewelt ebenfalls den Kampf angesagt. Sie hat ein Abkommen mit Stardesignern und Modefirmen geschlossen, um den Trend zum übertriebenen Schlankheitswahn zu bekämpfen. Der Kodex verpflichtet die Designer dazu, nur Models mit gesundem Aussehen zu engagieren. Gewichtslimits sind bisher nicht festgelegt, aber die Models brauchen ein ärztliches Attest. Und jetzt macht also auch die Mode-Metropole Paris mobil.

Nicht nur in der Modelwelt greift der Magerwahn seit Jahren um sich. Auch einige Prominente wie die Schauspielerinnen Nicole Richie (25) und Keira Knightley (22) sowie Fußballer-Frau Victoria Beckham (32) werden immer dünner. Lebensgefährlich dünn ist Allegra Versace (20), die Tochter von Designerin Donatella Versace (51). Sie soll angeblich nur noch 30 Kilogramm wiegen. Die Millionen-Erbin, die in der Modewelt groß geworden ist, kämpft seit vielen Jahren gegen die Magersucht.