Kapitän rammte vor der griechischen Insel einen Felsen.

Santorin. Das havarierte Kreuzfahrtschiff "Sea Diamond" ist am Freitagmorgen vor dem Hafen der griechischen Insel Santorin gesunken. Zwei Passagiere aus Frankreich werden noch vermisst. Sie sind vermutlich ertrunken.

Das unter griechischer Flagge fahrende Schiff mit 1547 Menschen an Bord war am Donnerstag bei der Einfahrt in die Bucht von Santorin auf ein Riff gelaufen und in Seenot geraten, als Wasser durch einen Riss eindrang. Nach ersten Ermittlungen führte offenbar ein Navigationsfehler zu dem Unglück. Bis auf die Vermissten wurden alle Passagiere und Besatzungsmitglieder gerettet. Deutsche waren bei der Ägäiskreuzfahrt nicht an Bord. Nach dem Schiffsuntergang besteht die Gefahr einer Ölpest. In den Tanks des Kreuzfahrers sind etwa 350 Kubikmeter Öl. Der Kapitän und drei Besatzungsmitglieder wurden festgenommen.

Bislang ist unklar, warum die "Sea Diamond" auf den Felsen lief. Die Besatzung sei erfahren und steuere zweimal in der Woche die Bucht Santorins an. Der Felsen sei in allen Karten eingezeichnet. "Das Riff ist allen Seeleuten bekannt. Ich kann es nicht erklären", sagte ein Offizier der Küstenwache. Der Kapitän sagte aus, er wisse nicht, wie es zu dem Unglück gekommen sei. Ein Fischer vermutete: "Vielleicht waren sich die Seeleute zu sicher."

"Wir hatten Riesenglück", sagte eine Passagierin. Andere kritisierten, dass die Besatzung sie etwa zwanzig Minuten lang nicht über die Lage informiert habe. "Zunächst realisierte niemand, was eigentlich passiert war", berichtete Tiffany Gittens, eine Touristin aus New York. "Wir saßen im Speiseraum, als das Schiff in Schieflage geriet." Gläser seien durch die Luft geflogen, aber die meisten Menschen hätten Ruhe bewahrt. Der australische Techniker Ben Kucenko saß zum Zeitpunkt des Unglücks mit Freunden in der Bar. "Ich habe ein Knirschen gehört." Kurz darauf habe sich Nervosität und Panik ausgebreitet. "Es gab ein Handgemenge um die Schwimmwesten", erzählte Kucenko. "Wir hatten Angst, dass das Schiff kentert, wir konnten kaum auf Deck laufen."

Die Evakuierung der "Sea Diamond" dauerte drei Stunden. An der Rettung der Passagiere und Besatzungsmitglieder beteiligten sich neben der Küstenwache und der Marine auch Fischer- und Ausflugsboote. Die Menschen kletterten über Strickleitern in Rettungsboote oder überquerten schmale Landungsrampen zu anderen Schiffen.

Mit einer Fähre und an Bord eines anderen Kreuzfahrtschiffes wurden die meisten Passagiere, die überwiegend aus den USA und Kanada kommen, nach Piräus gebracht. Einige Urlauber, die sich weigerten, per Schiff nach Piräus zu fahren, sollten nach Berichten des griechischen Rundfunks ausgeflogen werden. Auf dem Schiff waren auch Touristen aus Spanien, Frankreich und weiteren europäischen Staaten. Weiter vermisst werden noch ein Vater (45) und seine 16 Jahre alte Tochter. Es bestehe kaum noch Hoffnung, sie lebend zu finden. In der Kabine der Familie spielten sich nach Aussagen der Ehefrau dramatische Szenen ab. "Die Ehefrau des vermissten Franzosen sagte mir, sie seien von dem einströmenden Wasser in ihrer Kabine überrascht worden. Sie konnte sich schwimmend retten. Was hinter ihr mit ihrem Mann und ihrer Tochter geschah, konnte sie nicht sagen. Es war schlimm", sagte die griechische Tourismusministerin Fani Palli-Petralia.

Taucher der Marine brachen die Suche nach den beiden vorerst ab. Das Schiff sei instabil, sagten sie. Der Bug liege in einer Tiefe von rund 50 Metern und das Heck mehr als 150 Meter tief.

Die steile Küste der Vulkaninsel Santorin ragt bis 200 Meter über die Meeresoberfläche. Die Einfahrt in die Bucht, die ein riesiger Krater ist, gilt als besonders spektakulär.