DUBAI. Hamburg! Hamburg!" Der erste Ruf kam von hinten. Dann schlossen sich die vorderen Reihen an, und am Ende schrien 60 Deutsche in der Schalterhalle und klatschten wütend in die Hände. "Spätestens an diesem Punkt habe ich gedacht, dass die Situation eskaliert", sagt Angelika Henschel. Die Professorin von der Universität Lüneburg war eine von mehreren Hundert Deutschen, die am Montag in Dubai miterlebte, wie der wichtigste Flughafen im Mittleren Osten und eine der ambitioniertesten Fluggesellschaften durch einen vergleichsweise kleinen Zwischenfall ins Chaos gestürzt wurden.

Nach außen drang von den dramatischen Stunden auf dem Dubai International Airport (2006 fast 29 Millionen Passagiere) vor den Schaltern der Fluglinie Emirates nur wenig. Weltweit wurde lediglich berichtet, dass gegen 6.30 Uhr eine Maschine der Biman Airlines aus Bangladesch beim Start verunglückt war, dabei 27 Menschen leicht verletzt wurden und der Flughafen bis 14 Uhr komplett gesperrt war.

Doch das eigentliche Chaos spielte sich in den Terminals ab: Tausende Passagiere stürmten unbehelligt durch die ansonsten so strengen Sicherheitskontrollen und drängten sich bis in die Abendstunden vor den nur ein Dutzend Emirates-Schaltern.

Abendblatt-Reporterin Sophie Laufer (28) war mittendrin, sprach mit gestrandeten Passagieren. Petra Brockmüller, Autorin aus Lohbarbek: "Die haben uns einfach ignoriert, sich nicht eine Sekunde um uns gekümmert." Sie hatte sich an einen geöffneten Schalter vorkämpfen können, wurde aber wieder weggeschickt. In ihrer Verzweiflung taten sich 40 Hamburg-Flieger zusammen und kesselten eine Emirates-Mitarbeiterin ein, um ihr sämtliche Pässe und Bordkarten entgegenzustrecken.

Mario Fox, Psychologe und Schmerztherapeut aus Lübeck, kündigte an, den deutschen Botschafter einzuschalten. Plötzlich wurden die Wartenden mit Getränken versorgt und auch alle Umbuchungen für den nächsten Tag geregelt. Hotelgutscheine gab es allerdings nicht für alle. Und wer einen bekam, konnte wie Jens Schuhmacher und Nadja Urner Pech haben: Sie verbrachten die Nacht in einem Zimmer mit verschimmelten Wänden. Erstaunt lasen sie morgens auf dem Rückflug nach Hamburg, wie die in Dubai erscheinende "Gulf News" den Vorfall kommentierte: Das Verhalten des Personals habe gezeigt, warum der Flughafen eine Erfolgsstory sei. Mario Fox klagt: "Wir haben eher den Eindruck, dass der Airport und vor allem Emirates zu schnell gewachsen sind und ihren Ansprüchen in Krisensituationen nicht gerecht werden können."

Dazu ein Emirates-Sprecher: "Wir versichern, dass unser Personal trainiert wird, derartige Probleme, so gut es die Umstände erlauben, zu händeln."