Die Polizei vermutet: Vielleicht ist er nur ausgerissen. Seine Mutter sagt dagegen: “Es gab keinen Streit in der Familie.“

Landshut/Potsdam. Er hatte sich schon darauf gefreut, in seiner Heimatstadt Potsdam die Geburtstagsparty eines Freundes zu besuchen. Doch dort kam Felix von Quistorp (14) nicht mehr an. Der junge Adelige ist kurz vor Silvester in Niederbayern verschwunden. Wurde Felix Opfer eines Verbrechens - oder ist er ausgerissen? Die Polizei: "Der Grund für sein Verschwinden ist völlig unbekannt, es ist alles möglich."

Seine Mutter Maria von Quistorp (41), geborene Baronin von Fürstenberg und Nachfahrin des bayerischen Königs Maximilian I. (1756-1825), wandte sich verzweifelt an die Öffentlichkeit. Dem Sender RTL sagte sie: "Ich kann mir nicht erklären, warum Felix verschwunden ist. Es gab keinen Streit in der Familie." Und weiter: "Wir haben keinen Anhaltspunkt, wo er ist, wir sind mit den Nerven völlig am Ende."

Ungewöhnlich: Sein Handy ließ der Jugendliche bei den Großeltern zurück, die er mit seiner Mutter im Schloss Weihenstephan über Weihnachten besucht hatte. Schon am Freitag hätten beide zurück nach Brandenburg fahren sollen, die Familie saß bereits auf gepackten Koffern. Die Polizei überprüfte inzwischen "alle denkbaren Kontaktadressen im Bundesgebiet" - vergebens. Polizeisprecher Rupert Grasmüller hält es für denkbar, dass Felix von zu Hause ausgerissen sein könnte: "Es gibt keine Hinweise auf ein Verbrechen. Wir gehen noch von dem klassischen Vermisstenfall aus, dass es sich um einen pubertierenden 14-Jährigen handelt, der möglicherweise einige Tage Abstand von der Familie haben wollte."

Felix, der das private Evangelische Gymnasium Hermannswerder in Potsdam besucht, soll aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie stammen. Nach Informationen der "Berliner Morgenpost" ist die Familie erfolgreich im Immobilien- und Finanzbereich sowie im Logistikgeschäft tätig.

Die Familie hatte Felix' Verschwinden am Donnerstag um 15 Uhr bemerkt. Kurz zuvor hatte er mit seinem Großvater noch ein Museum in Ingolstadt besucht, war ins Schloss zurückgekehrt und verschwunden, ohne sich wie üblich bei seiner Familie abzumelden. Nachdem seine Verwandten ihn auf der Schlossanlage nicht finden konnten, wurde um 18 Uhr die Polizei alarmiert.

Seitdem suchten die Beamten ihn immer wieder mit Hunden und Hubschraubern mit Wärmebildkameras im nahen Wald. Allein Silvester waren 300 Polizisten und Feuerwehrleute an der Suche beteiligt. Die Kriminalpolizei Landshut gründete eine Sonderkommission mit mehr als 20 Beamten. Gestern wurden abermals Autofahrer vor dem Schloss befragt, die den Jungen möglicherweise gesehen oder sogar mitgenommen haben könnten.

Der Polizeisprecher: "Es wird schwierig, ihn zu finden. Ein 14-Jähriger, der einige Tage verschwinden will, tut dies so, dass man ihn nicht findet."

Felix von Quistorp ist der Sohn von Karl-Alexander von Quistorp (44) und hat zwei Geschwister: Alexandra (15) und Philipp (11). Die Quistorps stammen nach Angaben der Familien-Homepage (www.quistorp.de) ursprünglich aus Holstein. Dort wurden sie 1364 erstmals urkundlich erwähnt. Der Familienzweig, aus dem Felix stammt, zog Ende des 16. Jahrhunderts nach Rostock und brachte eine Reihe namhafter Theologen und anderer Professoren hervor. Ende des 18. Jahrhunderts ließ sich die Familie in Vorpommern auf drei Gütern nieder. 1782 wurde Gutsbesitzer Johann Quistorp aus Lassan in den Adelsstand berufen.