Alle Jahre wieder: Der Countdown bis Weihnachten hat begonnen - Türchen für Türchen.

Berlin. Da werden auch Erwachsene wieder zu Kindern. Was mag wohl hinter dem nächsten Türchen zum Vorschein kommen? Noch 23 Überraschungen bis zum Heiligen Abend.

Mehr als 100 Jahre ist der Adventskalender alt, es gibt ihn in unzähligen Formen und mit zahlreichen Füllungen wie Schokolade, Engel-Bildchen oder gar Hundekuchen, als Playboy-Variante und als virtuellen Hingucker im Internet. Für Volkskundler Gunther Hirschfelder steht fest: "Adventskalender verraten etwas über die Gesellschaft." Seine Vorläufer liegen im 19. Jahrhundert und damit in einer Zeit, in der das Weihnachtsfest in die bürgerlichen Wohnzimmer einzog und im Familienkreis unter dem Tannenbaum gefeiert wurde. Der eigentliche Ort des Christfests war bis dahin - und in katholischen sowie ländlichen Gebieten auch noch länger - die Kirche und der Gottesdienst.

So brachte der Schwabe Gerhard Lang (1881-1974) Anfang des 20. Jahrhunderts einen Ausschneidebogen für die 24 Tage vor Weihnachten heraus - damit gilt er als Pionier des modernen Adventskalenders. Heute wird er in Massen hergestellt. Vor allem beim Sellmer-Verlag in Stuttgart. Das Familienunternehmen verkauft nur Adventskalender - so spezialisiert ist sonst kein Verlag in Deutschland. Das Geschäft läuft seit 60 Jahren bestens. Annette Sellmer: "Der Umsatz wächst beständig. Und der Export boomt. Die USA und England sind unsere wichtigsten Märkte."

Was ist das Geheimnis? "Der Adventskalender", sagt Hirschfelder, "nimmt die Bescherung von Weihnachten ein bisschen vorweg." Türchenweise, in kleinen Häppchen und in Erwartung des "sakralen Highlights" - es sind die Türchen zur Seele . . . Der heutige Boom des Kalenders hat für den Forscher allerdings wenig mit diesem religiösen Sinngehalt zu tun. "Weihnachten ist ein weltliches Fest geworden, die Geburt Jesu Christi ist doch heute kein Thema mehr."

Brigitte Jung vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt verteidigt den Brauch: "Adventskalender zeigen die Vorfreude auf das größte Geschenkfest des Jahres." Sie betreut eine Sammlung von rund 200 Adventskalendern von den Anfängen um 1910 bis zur heutigen Zeit. Am Anfang, so Jung, standen sie im Zeichen des Handels. Auf einer Adventskalender-Reklame der Münchner Firma Reichhold & Lang von 1935 heißt es etwa: "Für anspruchsvolle Kreise" - mit dem nötigen Kleingeld! Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Kalender millionenfach verkauft. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Annette Sellmer: "Wir verkaufen unsere Weihnachtskalender sogar bis nach Japan und Saudi-Arabien."