BERLIN. Auf der Suche nach Feldmäusen steht er minutenlang in der Luft, heftig mit den Flügeln schlagend. Der breite Schwanzfächer hält die Balance, dann stürzt sich der Jäger aus 20 bis 40 Meter Höhe auf seine Beute. Der Turmfalke (Falco tinnunculus) ist unter den Greifvögeln der deutsche Meister im Rüttelflug und seit gestern Vogel des Jahres 2007.

Alljährlich kürt der Naturschutzbund (Nabu) einen Jahresvogel, um mit ihm als Sympathieträger für mehr Rücksicht auf die Natur zu werben. Der nur 35 Zentimeter große Falke mit einer Flügelspannweite von 75 Zentimetern ist zwar mit etwa 50 000 Brutpaaren in Deutschland kein seltener Vogel, aber sein Bestand ging in den vergangenen 30 Jahren stetig zurück. In Baden-Württemberg halbierte sich die Zahl der Brutpaare, in Hamburg nahm sie um etwa 20 Prozent ab. Etwa 150 Paare brüten derzeit im Stadtgebiet, viele im Hafen.

Als ursprünglicher Felsbewohner sucht er sich möglichst hohe Brutplätze: Kirchtürme, Masten, hohe Gebäude. Diese Vorliebe brachte ihm seinen Namen ein, seine Flugkünste den Zweitnamen Rüttelfalke. Der zentralste Turmfalken-Nistplatz in Hamburg ist die Hauptkirche St. Petri.

Doch das Angebot an solchen Brutplätzen hat sich verschlechtert, ebenso die Nahrungsversorgung. Der Falke jagt in einem Umkreis von ein bis zwei Kilometern um den Brutplatz, am liebsten in einer strukturreichen Landschaft mit Hecken, einzelnen Bäumen und Pfählen. Solche Lebensräume schwinden, zudem setzen Agrargifte den Vögeln zu.

Im Winter wird der Turmfalke vermehrt zum Ansitzjäger, spart sich den kräftezehrenden Rüttelflug. Naturfreunde erkennen ihn dann an seinem charakteristischen Ruf "ki-ki-ki-ki". Er ist beim Nabu jetzt auch als Handy-Klingelton zu haben.