Hamburg. Hobbygärtner müssen sich wegen des Frostes noch keine Sorgen machen. Erst bei längeren Kälteperioden im zweistelligen Minusbereich sind heimische Arten gefährdet.

Wer seinen Garten jedoch mit Zitrus- oder Feigenbäumchen, Bambus und Kakteen ziert, muß auch jetzt schon vorsorgen: "Die Wurzelregion kann durch einen bunten Materialmix geschützt werden. Sackleinen und Laub, aber auch Styroporstückchen sind geeignet", rät Stefan Rust vom Botanischen Garten der Universität Hamburg.

Rhododendren und immergrüne Pflanzen können mit denselben Methoden wie die Exoten geschützt werden. "Die Temperaturen an sich sind gar nicht bedenklich. Für Grüngewächse und Obstbäume ist die trockene Kälte nur in Kombination mit strahlendem Sonnenschein so gefährlich", erklärt Rust das Phänomen der "Trockenkälte". Da tagsüber die Sonne scheint, verdunstet viel Feuchtigkeit aus den Blättern und der aufgeheizten Baumrinde. Die Pflanzen haben aber keine Möglichkeit, ihren Wasserhaushalt über die Wurzeln im Boden wieder auszugleichen - die Erde ist bis zu einem halben Meter tief hartgefroren. Der Experte rät, auf die Süd- und Westseite gefährdeter immergrüner Pflanzen einen Sonnenschutz aufzustellen: "Im Botanischen Garten verwenden wir alte Tannenbäume, Vlies oder Bambusmatten". Baumstämme von Pflaumen oder Apfelbäumen könne man "nach Omas Art weiß kalken".

Balkongärtnern rät Biologe Rust, bepflanzte Kästen in den Windschatten der Hauswand zu stellen. Bewegliche Pflanzenkübel "lieber an der immer kalten Nordwand überwintern lassen, als sie direkter Sonneneinstrahlung auszusetzen. Die Wurzeln können durch die Temperaturschwankungen irreversibel geschädigt werden". Für den morgigen Mittwoch, wenn das Thermometer für kurze Zeit über null Grad klettert, empfiehlt der Botaniker, Topfpflanzen auf Balkon und Terrasse großzügig zu gießen.

Für die Qualität des Bodens ist Frost äußerst nützlich. Er fungiert fast wie ein natürlicher Pflug: Frost und Eis haben ein größeres Volumen, brechen so den Boden auf und lassen Sauerstoff in die unteren Schichten vordringen.

Zur Freude aller Gärtner sterben in diesen kalten Tagen ungeliebte Schädlinge, so daß im Frühjahr Schneckenplagen nicht zu erwarten sind. Blattläuse verenden ebenfalls. Regenwürmer, Maulwürfe und Asseln sind nicht gefährdet, sie ziehen sich in tiefere Schichten zurück, berichtet Heinz Peper vom Naturschutzverband (Nabu): "Äußerst gefährlich leben zur Zeit kleine Wühlmäuse. Sie fliehen vor dem Frost an die Erdoberfläche und sind ein gefundenes Fressen für Eulen, Bussarde und Füchse."

Eine Bedrohung sind die Minusgrade für Wasservögel. Enten ziehen sich nun zwar immer mehr auf fließende Gewässer zurück, aber "besonders in der Nacht, die sie wieder auf offenen kleinen Wasserlöchern verbringen, laufen sie Gefahr festzufrieren", so Peper.

Überdies entziehen zufrierende Süßgewässer dem grüngefiederten und unter Naturschutz stehenden Eisvogel die Nahrung. "Der Bestand hatte sich in den vergangenen Jahren gerade erst stabilisiert", sagt der Experte.