Pop US-Sängerin will Comeback als Disco-Queen feiern. Wie der Welthit “Gimme! Gimme! Gimme!“ nach 26 Jahren erneut die Charts erobern soll.

London/Hamburg. "Ich will, daß die Leute von ihren Sitzen aufspringen, denn auf meinem Album geht es darum, nonstop eine gute Zeit zu haben." So vollmundig preist Madonna (47) ihr neues Werk "Confessions On A Dance Floor" an, das am 11. November erscheint. Aber ist es wirklich ihr Werk? Schon eine Woche vor dem Album erscheint die Single "Hung Up", die fast wie eine Coverversion des Disco-Welthits "Gimme! Gimme! Gimme!" klingt. Ein Song, mit dem die legendäre schwedische Erfolgsband ABBA ("Waterloo") schon im Winter 1979/80 die Charts eroberte. Und tatsächlich: Im Kleingedruckten werden außer Madonna und ihrem Co-Autor Stuart Price auch die "ABBA-Männer" Benny Andersson (58) und Björn Ulvaeus (55) als Komponisten genannt. Wie es dazu kam?

Madonna bat Andersson und Ulvaeus persönlich, das Lied benutzen zu dürfen. Die US-Sängerin: "Ich mußte einen Botschafter mit einem Brief nach Stockholm schicken und ihnen sagen, wie sehr ich ihre Musik liebe . . . Zum Glück haben sie nicht nein gesagt." Es ist erst das zweite Mal, daß die Schweden einem anderen Künstler erlaubten, ABBA-Musik zu benutzen. Bislang durfte nur die US-HipHop-Band The Fugees Teile eines ABBA-Songs verwenden: "The Name Of The Game" (1977) taucht im Stück "Rumble In The Jungle (1996) auf.

Madonna über ihr Ansinnen: "Benny und Björn mußten darüber nachdenken. Sie haben nicht sofort zugesagt."

Am Ende ließen die Herren ABBA dann höflich mitteilen: "Wir bewundern Madonna sehr und haben es schon immer getan. Sie hat Mut und ist seit 21 Jahren im Geschäft. Das ist eine starke Leistung." Mehr noch: ",Hung Up' ist ein guter Song. Wäre er schlecht, hätten wir nicht ja gesagt."

Doch Madonna wäre nicht Madonna, wenn sie sich trotz musikalischer ABBA-Hilfe nicht immer wieder neu erfinden würde. Während "Hung Up" in diesen Tagen zum ersten Mal im Radio lief, erschien der Popstar im "Disco-Queen-Look" auf einer Party in New York - perfekt gestylt bis hin zur 80er-Jahre-Fönwelle à la Farrah Fawcett ("Drei Engel für Charlie"). Auch bei der New Yorker Premiere ihres Dokumentarfilms "I'll Tell You A Secret" (Ich werde dir ein Geheimnis erzählen) erinnerte Madonna im schwarzen Glitzerjäckchen eher an das blonde Popsternchen Kylie Minogue (37) als an die Dominatrix oder die englische Lady früherer Tage. Sie weiß es selbst am besten: Diesmal ist das "richtige" Image so wichtig wie nie zuvor - hinter der Veröffentlichung des Albums steckt immerhin eine fünf Millionen Dollar teure Marketingkampagne inklusive TV- und Kinowerbung, die Madonna wieder als "Queen of Pop" etablieren soll. Bisher sieht es gut aus für die "Königin der Neuerfindung", denn Insider glauben, daß "Hung Up" schnell an die Spitze der Charts schießen wird und aus Madonna die erfolgreichste Sängerin der Welt machen könnte. Doch mit einem anderen Titel des "Confessions"-Albums hat sich die überzeugte Anhängerin der Kabbala-Lehre bereits den Ärger ihrer Glaubensbrüder eingehandelt: Der Song "Isaac" handelt von einem Rabbi namens Yizhak Luria aus dem 16. Jahrhundert. "Das jüdische Gesetz untersagt, seinen Namen für Profit zu verwenden", klagt Rabbi Rafael Cohen im Namen der Geistlichen, die Lurias Grabmal in Israel bewachen.

Madonna läßt diese Kritik offenbar kalt. Gestern überraschte sie New Yorker Filmstudenten mit einer Gastvorlesung - und plauderte über das Geheimnis ihres Erfolgs: "Entweder ist man hungrig und entschlossen, es zu schaffen, oder man ist es nicht. Ich kenne viele Leute, die bei einer Niederlage akzeptiert haben, was andere über sie sagen. Das habe ich nie getan."