Vogelgrippe: Alarm in Rumänien und Türkei. Donaudelta unter Quarantäne gestellt. Zugvögel aus dem Ural schleppten die Erreger ein.

Ankara/Bukarest. Die Vogelgrippe kommt immer näher. Die Erreger erfassen offenbar Länder rund um das Schwarze Meer. Nach Rumänien meldete nun auch die Türkei mehrere Fälle. Aus Angst vor einer Ausbreitung werden dort mehrere tausend Vögel getötet. Ein Gebiet in der Provinz Balikesir wurde im Umkreis von drei Kilometern unter Quarantäne gestellt. Es liegt nahe einem Naturpark mit großen Vogelbeständen. Es wurde ein Jagdverbot verhängt. Schon am Sonnabend hatten die rumänischen Behörden das gesamte Donaudelta und den Verwaltungskreis Tulcea unter Quarantäne gestellt. So sperrten Sicherheitskräfte etwa das Fischerdorf Ceamurlia de Jos ab. Dort waren bei drei verendeten Hausenten Antikörper gegen die Vogelseuche entdeckt worden. Im 4500 Quadratkilometer großen Biosphärereservat Donaudelta leben rund 300 Vogelarten. Zugvögel benutzen es im Herbst als Rastplatz. In der Hafenstadt Konstanza am Schwarzen Meer wurde ein toter Schwan positiv auf Vogelgrippe getestet. In Rumänien sollen vorsichtshalber 40 000 Vögel getötet werden. Inzwischen stehen die Menschen Schlange, um sich impfen zu lassen. Durch die Impfung gegen das normale Grippevirus soll das Risiko einer gleichzeitigen Ansteckung mit dem Vogelgrippevirus H5N1 und dem menschlichem Grippevirus A verringert werden. Viele Forscher halten es für möglich, daß das Geflügelvirus auch auf den Menschen übertragen werden könnte.

Rumäniens Landwirtschaftsminister Gheorghe Flutur bestätigte in Bukarest, daß zwar der Vogelgrippevirus-Stamm H5 entdeckt wurde. Ob es sich aber tatsächlich um das für Menschen gefährliche Virus H5N1 handelt, ist offen. Die Proben werden in London untersucht. Ein Ergebnis wird in zehn Tagen erwartet. "Wir haben aber keine Zeit zu verlieren", so der Minister. "Wir handeln, als sei es der Ernstfall."

Die Bundesregierung in Berlin erklärte, sollte es sich tatsächlich um die Vogelgrippe handeln, seien ein Importstopp für Geflügel und intensive Kontrollen von Reisenden notwendig. Das Verbraucherministerium ist nach eigenen Angaben auf einen möglichen Ernstfall vorbereitet. Staatssekretär Alexander Müller: "Wenn es erforderlich ist, können wir sehr schnell handeln." Es gebe einen Notfallplan, mit dem die Freilandhaltung von Geflügel verboten werden kann. In einigen Bundesländern, beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern, wurden bereits Verbote verhängt. Eine Gefahr durch Zugvögel schätzt Müller derzeit "saisonbedingt" als niedrig ein und hält deshalb ein generelles Verbot für Freilandhaltung nicht für angemessen. Wichtiger sei, im Ernstfall die Einfuhr von Geflügel und deren Produkten zu stoppen. Müller: "Die Bundesregierung ist auf alles vorbereitet. Eilverordnungen zu weitergehenden Maßnahmen liegen in der Schublade." Allein im Nordwesten der Türkei waren 2000 im Freiland gehaltene Puten verendet. "Leider haben wir jetzt auch die Vogelgrippe", sagte Landwirtschaftsminister Mehdi Eker. Zugvögel aus dem Ural hätten den Erreger eingeschleppt. Gestern begannen die Behörden, Zuchtgeflügel zu töten. Auch streunende Hunde wurden eingeschläfert.