MÜNCHEN. Menschen, für die Bier nichts anderes ist als "Bölkstoff", die es aus Plastikbechern trinken, ist das, was Bernhard Sitter treibt, mit Sicherheit völlig egal. Aber für die anderen, die ihr Bier genießen wollen, die mehr erfahren wollen über die kulinarische Seite des Gerstensafts, seine Geschichte und Braumethoden, denen hilft der Gastwirt von Gut Riedelsbach im Bayerischen Wald gern: Sitter ist der erste von einer offiziellen Bier-Akademie geprüfte und diplomierte Bier-Sommelier Deutschlands, ein per Urkunde bestätigter Bier-Berater.

"Kürzlich waren zwei Damen hier und haben zum Zander ein Pils bestellt. Das geht natürlich nicht. Das zarte Aroma des Fisches wird ja völlig übertrumpft. Ich habe ihnen ein helles Blondes empfohlen", sagt Sitter. Was die Damen sicher nicht wußten: Hinter diesem einfachen Rat steckt eine umfangreiche Ausbildung, ein 14tägiges Büffeln von allen möglichen und unmöglichen Informationen rund um das Bier. Welche Rolle etwa Mikroorganismen an den Wänden der Braukeller spielen, warum bei Bäckern früher die besten Biere gebraut wurden (wegen der Hefepartikel in der Luft), wie viele Biersorten es auf der Welt gibt, welches Glas zu welchem Bier paßt, daß man stark hopfige Biere erst sehr spät in Biersaucen rühren darf, da der Hopfen sonst bitter wird, wie sich die Inhaltsstoffe des Bieres auswirken, daß Bier nach Wasser und Diät-Limonade eines der kalorienärmsten Getränke ist, daß es kaum ein besseres isotonisches Getränk gibt, und schließlich, wie man ein Bierfest plant.

Das allerdings mußte Sitter niemand beibringen. Das hat er längst im Programm. Er nennt es "Bierkulinarium". Als Aperitif gibt es ein "Schneewieselbier", zum Bachsaibling auf Bierspargelmus gehört ein "Freistädter" Midium. Um die Zukunft der kleineren Brauereien in Bayern ist Sitter nicht bange. Allerdings meint er: "Ma braucht halt a guade Idee."