London. Er war der sensationellste Fall der Sexualmedizin - der Junge, der als Mädchen aufwuchs. Zwei Jahre nach Erscheinen eines Buches über ihn mit diesem Titel ging David Reimer (38) jetzt in den Freitod. Das tragische Ende eines Ärztepfuschs.

David und sein Zwillingsbruder Brian waren als Jungen zur Welt gekommen. Mit acht Monaten wurden sie beschnitten. Bei David ging der Eingriff schief, er verlor den ganzen Penis. Dr. John Money, US-Sexpsychologe an der berühmten Johns-Hopkins-Universität, überredete die Eltern, ihn umoperieren zu lassen. Money: "Wir machen ihn so gründlich zum Mädchen, dass es nie jemand merken wird."

Die nächsten zwölf Jahre hieß der Junge Brenda, trug Kleider, spielte mit Puppen und hielt sich selbst für ein Mädchen.

Erst mit 14 erfuhr er von den Eltern die Wahrheit. Aus Zorn und Frust übergoss er seinen Kleiderschrank mit Benzin und steckte ihn in Brand.

Später ließ er sich die Brüste abnehmen und einen Penis anpassen, heiratete Jane, eine Frau mit drei Kindern, die er adoptierte, wurde Packer in einem Fleischwarenbetrieb in Winnipeg (Kanada).

Doch das Glück fand er nie. Der Vater war Alkoholiker, der Bruder nahm sich das Leben. Jane verließ ihn, schließlich verlor er auch noch seinen Job.

Janet Reimer, die Mutter: "Er sah keinen Ausweg mehr. Es war schon sein vierter Selbstmordversuch. Ohne Dr. Money und sein schreckliches Experiment wären meine beiden Söhne heute noch am Leben." Der Ex-Professor verweigerte eine Stellungnahme.