Warum nur verlangen Fluggäste immer wieder diesen Saft?

Hamburg. Es gibt Mysterien, an denen scheitert selbst die Wissenschaft. Noch nie hat ein Forscher die Frage geklärt, warum Tomatensaft im Flugzeug der Überflieger ist.

Vielflieger kennen das: In der Maschine bekommt man plötzlich diesen unbändigen Appetit auf das rote Getränk. Wieder am Boden, führt der nächste Weg in den Supermarkt: Tomatensaft kaufen! Leider steht er dann zu Hause im Regal, bis das Haltbarkeitsdatum überschritten ist.

Das Phänomen ist nicht nur kurios, es hat auch noch erstaunliche Varianten. So beobachtet das Bordpersonal immer wieder eine Art Kettenreaktion: Bestellt sich einer Tomatensaft, wollen ihn plötzlich alle. Auf manchen Flügen bleibt die Crew dagegen auf der Ration sitzen. Immerhin schenken Airlines in Deutschland rund 1,5 Millionen Liter pro Jahr aus. Besonders gut geht der Wundersaft auf den Strecken von und nach Düsseldorf. Auch dafür gibt es keine Erklärung. Schließlich ist nicht das ganze Jahr Karneval. Tomatensaft ist nämlich als Kater-Killer bekannt.

Möglicherweise liegt aber hier eine Erklärung dafür, dass Reisende auf Tomatensaft fliegen. Nach Auskunft von Ernährungsexperten schwirren über den Wolken vermehrt oxidative Substanzen, besser bekannt als freie Radikale, herum. Dagegen soll Lycopin schützen, ein Stoff, der in der Frucht reichlich vorkommt. Außerdem ist sie reich an den Vitaminen A und C. Bei Durchfall wird der Saft als natürliches Elektrolyt empfohlen. Und zwei Gläser am Tag sollen sogar vorbeugend gegen Krebs wirken. Vielleicht will sich der fluggestresste Körper unbewusst etwas Gutes tun.

Ein anderer Erklärungsversuch klingt weniger plausibel. Durch den Unterdruck in Flugzeugen leiden die Geschmacksnerven. Der kräftige Tomatensaft, womöglich mit Salz und Pfeffer angerührt, sorgt in himmlischen Gefilden für eine willkommene Würze.

Auf jeden Fall sollten Fluggesellschaften nicht auf den Service verzichten. Das ist 1993 schon der Lufthansa schlecht bekommen. Sie hatte Tomatensaft von der Karte gestrichen. Nach heftigen Protesten seitens der Gäste war der Saft schnell wieder da.