Gartenpflanzen: Vor allem Kinder stecken immer wieder gefährliche Früchte und Blüten in den Mund.

Hamburg. "Mein Kind hat von einer Giftpflanze gegessen - was soll ich tun?" Fragen wie diese erreichen den ärztlichen Beratungsdienst des Giftinformationszentrums Nord mit dem Start der Freiluftsaison wieder mehrmals täglich. "Etwa ein Drittel aller Vergiftungen von Kindern geht auf Pflanzen zurück", sagt Dr. Andreas Schaper aus dem sechsköpfigen Beratungsteam.

Zum Glück verursachen sie meist nur Magen-Darm-Probleme. Dennoch warnt der Mediziner: "Es gibt mehrere Pflanzenarten, die potenziell lebensbedrohliche Wirkungen haben, wie Fingerhut, Eisenhut oder Eibe."

Nur jede 70. Pflanzenvergiftung verursache schwere Symptome, betont der Giftnotruf Berlin. Eltern, die jetzt ihren Garten bepflanzen, sollten dennoch zumindest sehr giftige Gewächse wie Goldregen, Engelstrompete, Seidelbast, Tollkirsche, Rizinus, Stechapfel und Herbstzeitlose meiden. Auch der sehr beliebte Oleander ist giftig.

Eine der ersten Giftpflanzen, die im Jahresverlauf blühen, ist das Maiglöckchen, das als schwach giftig eingestuft wird. Auch die mittelgiftigen Aronstab und Robinie blühen bald auf, doch die meisten Unfälle passieren im Sommer und Herbst, wenn zu den Blüten, Blättern oder anderen Pflanzenteilen die Früchte hinzukommen und Kleinkinder zum Naschen verführen.

Das Giftinformationszentrum Nord (GIZ-Nord), das von der Universität Göttingen aus die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein betreut, registriert aber immer wieder auch Unfälle von Erwachsenen. "Oft sind diese Vergiftungen schwerer, weil sie auf Verwechslungen mit essbaren Pflanzen beruhen und die Giftpflanze, als Salat angerichtet, in größeren Mengen verzehrt wird", berichtet Schaper. Als Beispiel nennt er Herbstzeitlose, die für Bärlauch gehalten wurden. Andere Experten warnen sogar vor der Ähnlichkeit von Bärlauch und Maiglöckchen.

Sollte ein Kind an einer Giftpflanze genascht haben, so hilft das GIZ-Nord unter der Notfallnummer 0551/192 40. Generell empfiehlt Schaper: Falls vorhanden, Pflanzenreste aus dem Mund entfernen. Ruhe bewahren und die GIZ-Nord anrufen. Das Kind nicht zum Erbrechen bringen und es stattdessen Wasser oder Fruchtsäfte trinken lassen, um das Gift zu verdünnen. Auf keinen Fall sollte Milch verabreicht werden, denn einige Giftstoffe sind fettlöslich und gelangen mit dem Milchfett besonders gut in den Körper.

Wenn Kinder im Juli aus dem Freien in die Wohnung kommen und berichten, sie hätten Erbsen gegessen, sollten bei den Betreuern die Alarmglocken schrillen. In dieser Zeit reifen die Samen des Goldregens; in ihnen ist das Gift besonders stark konzentriert. Meist bleibt es auch hier bei Übelkeit und Erbrechen, so dass die Giftstoffe den Körper verlassen, bevor sie vom Darm aufgenommen werden. Bei schweren Vergiftungen sind jedoch Störungen des Herz-/Kreislaufsystems und des zentralen Nervensystems möglich, mit Symptomen wie Sehstörungen, Halluzinationen, Krampfanfälle.

Glücklicherweise schmecken viele giftige Pflanzenteile und Früchte unangenehm, so dass Kleinkinder sie gleich wieder ausspucken. Zudem sollten Eltern ihren Nachwuchs vor der Gefahr warnen. Weitere Informationen gibt der Giftnotruf per Telefon. Man kann sich aber auch im Internet informieren. www.giz-nord.de