Pjöngjang. Kein Anruf, kein Fax, keine E-Mail aus Ryongchon. Seit dem verheerenden Bahnunglück am vergangenen Donnerstag dringen kaum konkrete Informationen aus der nordkoreanischen Stadt in die Welt.

Nur soviel sickerte durch: Das Unglück hat offenbar viele Kinder getroffen. Jungen und Mädchen liegen mit schweren Brand- und Schnittverletzungen unter einfachsten Bedingungen in Krankenhäusern in der Grenzstadt Sinuiju. Medikamente, Verbandsstoffe und modernes technisches Gerät fehlen. Helfer des Welternährungsprogramms berichten von Kindern, die ihr Augenlicht verloren haben. Andere haben schwarz verbrannte Gesichter, und niemand kann ihnen helfen. Das Rote Kreuz in Peking berichtete von offiziell 161 Toten. Mehr als 1300 Menschen wurden verletzt. Rund 10 000 Menschen sind obdachlos, fast 2000 Wohnungen wurden zerstört.

Auch in der von Ryongchon nur 20 Kilometer entfernten chinesischen Grenzstadt Dandong kommen fast nur Gerüchte an. Dabei wohnen und arbeiten hier nicht wenige Menschen, die Verwandte und Freunde, zumindest aber Bekannte in Nordkorea haben. "Es gibt absolut keine Nachrichten", sagt Li Kaisheng, dessen Verwandte in der Nähe des Bahnhofs von Ryongchon leben.

Weil Nordkorea aber das am besten abgeschirmte Land der Welt ist, sind Telefonate selten. "Die meisten Menschen drüben haben kein Telefon", sagt Li. "Und wenn sie eins haben, dürfen sie nicht ins Ausland telefonieren." Nach der Explosions-Katastrophe auf dem Bahnhof von Ryongchon soll Nordkorea zudem sofort alle Auslandsleitungen gekappt haben, damit keine Unglücksnachrichten in die Welt dringen. Auch Hilfe vom Nachbarland Südkorea lehnte das kommunistische Land ab.

Auch die Vereinigten Staaten boten gestern humanitäre Hilfe an. Außenminister Colin Powell: "Es ist eine Tragödie für Nordkorea. Die USA waren immer eine spendable Nation, die in Zeiten der Not reagierte."