Berlin. Nach dem Erbgut von Mensch und Maus haben Forscher nun auch das Genom der Ratte entziffert. Überraschendes Ergebnis: Es gleicht zu 90 Prozent dem menschlichen Erbgut. Zu fast allen menschlichen Genen, die mit Krankheiten in Verbindung gebracht werden, gibt es eine entsprechende Erbanlage im Rattengenom. In einem Punkt sind uns die Nager sogar überlegen: Sie besitzen mehr Gene, die für die Abwehr von Krankheiten und die Entgiftung des Körpers zuständig sind.

"Mit diesen Erkenntnissen können wir noch präziser nach Ursachen und Behandlungen von Erkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen fahnden", sagt Norbert Hübner vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin. Die entschlüsselte DNA der Laborratte (Rattus norvegicus), die seit fast 200 Jahren als Versuchstier eingesetzt wird, ermöglicht auch neue Einblicke in die Evolution. Rund 40 Prozent des Genoms von Ratte, Maus und Mensch haben eine ähnliche Basenabfolge, stammen von einem gemeinsamen Vorfahren ab, der vor etwa 80 Millionen Jahren lebte - zu einer Zeit, als noch die Dinosaurier die Könige auf der Erde waren.