Zwei Besatzungsmitglieder schildern das Ende ihrer “Gorch Fock“ im Jahre 1945.

Ende April 1945 hatten die sowjetischen Truppen Stralsund erreicht. Der deutsche Kampfkommandant von Greifswald kapitulierte am 30. April. Die "Gorch Fock" lag im Strelasund, etwa zwei Kilometer vom Ufer entfernt, vor Anker. Der damalige Oberbootsmann Karl Köhnke berichtet:

"Unerwartet für uns erhielten wir in den Vormittagsstunden des 30. April Handfeuerwaffen und Munition. Wir sollten ein Übersetzen feindlicher Truppen nach Rügen verhindern. Der Vormittag ging vorüber und wir waren gerade mit dem Mittagessen fertig, als gegen 12 Uhr 30 eine Motorschute längsseits kam und Effekten übernehmen sollte. Ich begab mich zum Vorschiff unter Deck, um die notwendigen Maßnahmen vorzubereiten, als es plötzlich knallte und ich durch umherfliegende Splitter verletzt wurde. Nachdem ich wieder an Oberdeck war, sah ich die Bescherung. Wir wurden von Panzern, die auf dem Hochufer bei Andershof standen, beschossen. Der Beschuss dauerte etwa 45 Minuten, wobei die ,Gorch Fock' drei Granattreffer erhielt. Die Takelage des Fockmastes und der Rumpf wurden dabei beschädigt. Die Motorschute erhielt einen Treffer, wobei die Granate beide Bordwände durchschlagen hatte und zum Glück erst danach detoniert war. An Bord der Motorschute wurde ich notdürftig verbunden. Kurz darauf legte die Schute ab. Mit einigen Leuten meiner Wache liefen wir, ohne noch einmal die Insel Dänholm anzusteuern, zur Insel Hiddensee ab und gingen vor Kloster vor Anker. Am Vormittag des 1. Mai 1945 liefen wir in den Hafen Vitte ein."

Der Stralsunder Obermaat Busch schildert:

"Am 30. April erhielt ich zum Dienstbeginn, um 7 Uhr, vom Oberfeldwebel Bauer die Anweisung, das Verbindungsboot fahrbereit zu halten. Im Verlauf des Vormittages brachte man Kisten mit Sprengstoff zu mir an Bord. Kurz nach dem Mittagessen stieg das Sprengkommando, bestehend aus drei mir unbekannten Unteroffizieren, ein und wir fuhren zur ,Gorch Fock'. Die Schiffswache stieg auf mein Boot über, während das Sprengkommando sich an die Arbeit machte. Nachdem diese die Sprengladungen angebracht und die Zündschnüre gezündet hatten, stiegen auch sie zu mir an Bord und ich legte ab. In etwa 100 Meter Entfernung zum Schiff warteten wir gespannt auf die Detonation und ihre Folgen . . . Nach etwa vier bis fünf Minuten erfolgte die Detonation und das Schiff sackte langsam über den Achtersteven weg, wobei es sich leicht nach Backbord neigte. Nach etwa zehn Minuten setzte das Schiff auf den Grund auf."