Mit Nuklearantrieb rasend schnell zum Roten Planeten. Das könnte schon bald Wirklichkeit werden.

Washington. In nur zwei Monaten zum Mars. Noch eine Zukunftsvision. Im nächsten Jahrzehnt schon Realität? Die US-Raumfahrtbehörde NASA will der Entwicklung eines nuklearen Raketenantriebs - Projektname "Prometheus" - Top-Priorität geben. US-Präsident George W. Bush könnte den Plan bereits in seiner "Rede an die Nation" am 28. Januar offiziell bekannt geben, sagt NASA-Chef Sean O' Keefe.

Heute übliche "chemische" Antriebe beschleunigen Raketen und Raumsonden nur auf rund 29 000 km/h. Eine bemannte Mission zum Mars würde dadurch rund ein halbes Jahr dauern und die Gesundheit der Astronauten durch Muskelschwund und Knochenabbau mit möglicherweise fatalen Folgen belasten.

Ein kleiner Atomreaktor an Bord des Raumschiffs dagegen könnte leicht für die gesamte Flugzeit ausreichend Antriebsenergie liefern. Durch die permanente Beschleunigung dauerte der Flug zum Mars nur noch ein Drittel der Zeit.

"Das ein solcher Antrieb im Prinzip funktionieren könnte, kann ich mir gut vorstellen", sagt Dieter Gundel, Triebwerksexperte bei der Deutschen Luft- und Raumfahrt Gesellschaft, DLR-Lampoldshausen. Ein Atomantrieb könnte vor allem die enorme Hitze, die bei der Kernspaltung entsteht, nutzen. In ersten Prototypen, die die NASA bereits in den 60-er Jahren für viele Milliarden Dollar entwickelte, wurde Wasserstoffgas auf mehrere Tausend Grad erhitzt, um mit einer rasanten Austrittsgeschwindigkeit von etwa 90 Kilometern pro Sekunde einer Rakete einen enormen Schub zu verleihen. Auch für die Mondraketen des Apollo-Programms wurde mit einem Nuklearantrieb experimentiert. Doch Unzuverlässigkeit und Rückschläge bei den Tests führten 1973 zur Einstellung des "Nerva-Projekts".

Von der Nukleartechnologie könnten auch andere Weltraumprojekte profitieren. So stoßen schon heute zahlreiche Raumsonden zu den Rändern unseres Sonnensystems vor. Doch die Wissenschaft muss sich oft jahrelang gedulden, bis die Sonden mit Saturn, Neptun oder Pluto ihre Ziele erreichen und Bilder zur Erde zurückschicken. Ein kleiner, effektiver Atomantrieb könnte nicht nur die Wartezeiten verkürzen, sondern auch mit einer nuklearen Energieversorgung die "Lebensspanne" der Raumsonden verlängern.

Doch radioaktive Brennstoffe an Bord von Raketen und Raumsonden schüren große Ängste. So gab es 1999 Proteste gegen den Start der Sonde Cassini, die mit einer Plutonium-Ladung auf die Reise zum Saturn geschickt wurde. Zwar hat Cassini keinen Kernreaktor als Antrieb an Bord, sondern nutzt die Hitze des hoch radioaktiven Metalls für die Stromversorgung seiner Instrumente, doch Atomgegner fürchteten eine großräumige Verseuchung bei einem Fehlstart der Sonde. Daher solle, so die Experten, ein möglicher Atomantrieb künftig an Bord traditioneller Raketen ins All transportiert, dort zusammengebaut und erst dann gezündet werden.

Bruce Gagnon vom globalen Netzwerk gegen Atomkraft und -waffen im Weltraum aus Florida sieht noch ganz andere Konsequenzen. Für ihn sei der nukleare Raketenantrieb der NASA nur ein "Trojanisches Pferd für die Militarisierung des Weltraums".