Schock und Trauer: Einer der Kultstars des Kuschelrocks und Disco-Fiebers starb mit 53

London/Miami. "Stayin' Alive" (Am Leben bleiben) - so hieß ein Superhit der Bee Gees. Mehr als 40 Millionen Mal verkaufte sich die Doppel-LP mit der Filmmusik von "Saturday Night Fever" seit 1977. Doch Maurice Gibb (53), der Stille der drei Brüder (53), hat es nicht geschafft. Vier Tage kämpften die Ärzte in Florida um sein Leben. Vergebens. Nachts um ein Uhr Ortszeit gab das durch Alkohol und Exzesse geschwächte Herz auf. Die ganze Familie war bei ihm: seine zweite Frau Yvonne (50), mit der er seit 25 Jahren verheiratet ist, seine beiden Kinder Adam (26) und Samantha (22), seine Mutter Barbara (80), seine Brüder Barry (56) und Robin, der erst eine Stunde zuvor aus London eingetroffen war.

Hunderte Fans entzündeten vor dem Mount Sinai Medical Center in Miami Kerzen, viele weinten. Gibbs frühere Frau Lulu (53) und Michael Jackson (44) gehörten zu den Ersten, die der Familie ihr Beileid bekundeten. In einer Erklärung der Gibb-Family hieß es: "Seine Liebe, seine Begeisterungsfähigkeit und seine Energie bleiben ein Vorbild für uns alle. Wir werden ihn alle sehr vermissen."

Maurice Gibb, Backgroundsänger, Bassgitarrist und Keyboarder des Trios, war in seiner 3,2-Millionen-Euro-Strandvilla in Miami mit schweren Magenkrämpfen zusammengebrochen. Darmverschluss! Managerin Carol Peters: "Es kam aus heiterem Himmel. Vorher keine Schmerzen, nichts. Dann auf einmal - bum." Während der Notoperation erlitt er einen Herzinfarkt. Der Musiker musste künstlich beatmet werden. Nur einmal erwachte er noch aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit, schlug die Augen auf und drückte schwach die Hand seiner Tochter.

Sein Tod bildet eine schreckliche Parallele zu einer früheren Familientragödie. 1988 starb der jüngste Gibb-Bruder Andy an Herzmuskelentzündung. Der 30-Jährige, ebenfalls Musiker, hatte Entziehungskuren wegen Kokain und Alkohol hinter sich.

Auch Maurice, der immer im Schatten der anderen beiden Bee Gees stand, führte lange ein Leben zwischen Alkohol- und Drogenexzessen. "Nach Andys Tod wurde es mit meiner Trinkerei noch schlimmer", sagte er.

Chris Hutchins, früherer Sprecher der Bee Gees: "Maurice wäre so gern wie Barry und Robin gewesen. Aber er war kein Mensch fürs Rampenlicht. Früher schloss er sich nach Konzerten oft in der Garderobe ein und ertränkte seinen Kummer." Seit zehn Jahren aber war er kuriert. Letztes Jahr sagte er: "Ich habe noch nie so gut gelebt."

Die Bee Gees (englische Initialen von Brothers Gibb) wuchsen mit Musik auf. Der Vater war Bandleader, die Mutter Sängerin. Für ein besseres Leben wanderte die Familie von Manchester nach Australien aus. Dort feierten die Brüder zunächst bescheidene Erfolge. Zurück in England, wurden sie 1967 mit ihrer LP "Spicks and Specks" zu Shooting-Stars. Der Beginn einer Weltkarriere. (SAD)