Klaus Löwitsch in München beigesetzt. Die Grabrede von der Frau des TV-Stars - eine einzige Anklage.

München. Lässig sieht Klaus Löwitsch auf dem großen Porträtfoto aus, markant. Das leichte Lächeln, das um seine Lippen spielt, lässt den Mann mit dem kahl geschorenen Kopf sympathisch wirken. Löwitschs Stimme schmettert kraftvoll durch die große Aussegnungshalle des Münchner Ostfriedhofs. Vom Band kommen Texte von Georg Trakl, Charles Baudelaire und Ludwig Wittgenstein. Mehr als 100 Menschen hören der Stimme des Schauspielers (TV-Privatdetektiv "Peter Strohm") gebannt zu.

Dann der Auftritt der Witwe. Eine flammende Anklage am offenen Grab. "Gestorben ist mein Mann an Krebs", ruft Helga Löwitsch (68) mit tränenerstickter Stimme. "Doch erkrankt an Leib und Seele ist er durch das Unrecht, das man ihm angetan hat." Durch den Prozess in Berlin "wollte man ihm seinen Stolz, seine Ehre und seine Würde nehmen. Das hat ihn krank gemacht!"

Diese Abrechnung mit der Justiz - Löwitsch stand wegen sexueller Belästigung einer Schauspielkollegin vor Gericht - kündigte Helga Löwitsch gleich nach dem Tod ihres Mannes an. Der TV-Star hatte sich nach dem Urteil (27 000 Mark Geldstrafe wegen fahrlässigen Vollrausches) sehr zurückgezogen, zuletzt Hörbücher mit Gedichten aufgenommen. "Ich habe das Klassenziel erreicht", sagte der 66-Jährige danach, schon von seiner schweren Erkrankung (Bauchspeicheldrüsenkrebs) gezeichnet.

Weinend und vor Kälte zitternd, spricht Helga Löwitsch mit stockender Stimme ins Mikrofon: "Ich danke dir für 40 Jahre. Ich weiß nicht, wie ich ohne dich weiterleben soll. Aber du wirst mir helfen."

"Jede Form von Oberflächlichkeit lehnte er ab", hatte zuvor Pater Erich Purk vom Kapuzinerkloster aus Münster in seiner Trauerrede erklärt. "Klaus Löwitsch fand im Glauben eine Quelle der Kraft." Nach 36 Jahren gesetzlicher Ehe wollte er seiner Frau auch noch in der Kirche das Jawort geben. Der Pater zur Witwe: "Sein letzten Worte hießen ,deine Hand'. Diese Hände werden über das Grab hinaus verbunden bleiben."

"Ach, Klaus!" Mit belegter Stimme, tief über das Rednerpult gebeugt, beginnt der Schauspieler Dieter Laser (60) den Nachruf auf seinen besten Freund.

"Das Spiel ist sein Leben." Seine Darstellungen seien voller Seele, oft herzzerreißend. Laser spricht in der Gegenwart - so, als wäre Klaus Löwitsch noch am Leben, als läge er nicht in dem braunen Sarg, der mit einem Meer aus dunkelroten Rosen übersät ist.

Auch Laser rechnet mit der Justiz und dem Rummel um den Prozess ab. "Klaus hatte keine Chance." Über ihn sei die "tiefste Jauche, die selbst die härteste Schale verätzt und die Seele vergiftet hätte, ausgeschüttet worden." Nicht die Geldstrafe sei sein Tod gewesen. "Es ist die Ehre, die ihm abgeschnitten wurde, die Nabelschnur." Wie brutal die Angelegenheit sei, habe sich erst vor drei Tagen wieder gezeigt.

Da habe ihn jemand angerufen, er solle doch endlich sein homosexuelles Verhältnis zu Löwitsch gestehen. Das seien die "Krebspartikel" gewesen, die den hoch sensiblen Freund in den Tod getrieben hätten. Nach dieser Abrechnung verneigt sich Laser theatralisch vor dem Bild des Freundes und schreit: "Herr Löwitsch, Sie sind ein Gott. Und ich liebe Sie - sehr!"