Mit diesen Schuhen gingen unsere Vorfahren in der Steinzeit auf Beutejagd: Eine fast vollständig erhaltene Sandale aus der Zeit um 2900 v.Chr. haben Archäologen bei Sipplingen am Bodensee entdeckt. Der Schuh ist aus Gehölzbast geflochten und gilt als historisch ähnlich bedeutend wie die Kleidungsstücke des Gletschermannes Ötzi.

Die Sandale aus der früheren Steinzeit wurde in den Ablagerungen einer früheren Pfahlbausiedlung gefunden. Sie entspricht etwa der heutigen Größe 36. Der spektakuläre Fund ist für Stuttgarts Regierungspräsident Johannes Schmalz eine "kleine Sensation". Er nannte sie gleichbedeutend wie die Kleidungsstücke, die 1991 bei der Gletscherleiche Ötzi gefunden wurden. Schmalzl kündigte an, die Pfahlbaufunde aus dem vierten bis ersten Jahrhundert v.Chr. innerhalb eines umfangreichen Forschungsprojektes mit EU-Hilfe konservieren zu wollen.

Die wenigen verbliebenen Reste der Siedlung sind in Gefahr. Sie liegen zwar in Flachwasserzonen geschützt unter Schlamm und sind vom Sauerstoff abgeschlossen. Doch Erosion durch Klimawandel, Hafenbauten und Schiffsverkehr bedroht das kulturelle Erbe. "Dieses Unterwasserarchiv ist in Gefahr", betonte Schmalzl. Die Pfahlbauten im Alpenraum sollen UNESCO-Weltkulturerbe werden. Schmalzl teilte mit, dass das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart die internationale Initiative unter Federführung der Schweiz unterstützt.

Am Forschungsprojekt "Ufererosion und Denkmalschutz im Bodensee und Zürichsee" beteiligen sich Baden-Württemberg, das österreichische Bundesland Vorarlberg und die Schweiz. Rund 1,8 Millionen Euro stehen dafür 2011 zur Verfügung. Die EU steuert im Rahmen des Programms zur Förderung einer ausgewogenen Entwicklung der Grenzregionen 1,1 Millionen Euro bei. Die Forscher wollen unter anderem umweltschonende Schutzkonstruktionen erproben. Dabei werden Fundstellen mit Kies oder Geotextilien abgedeckt.

Pfahlbaureste finden sich in der gesamten Alpenregion von Ostfrankreich bis nach Slowenien. Der Aufnahmeantrag als UNESCO-Weltkulturerbe soll bis Ende dieses Jahres am UNESCO-Sitz in Paris eingereicht werden. Auf die Welterbeliste sollen in Baden-Württemberg rund 35 ausgewählte Fundorte am Bodensee und an den Seen und Mooren in Oberschwaben. So sollen die Unterwasser-Denkmäler besser geschützt werden.

Wer sich die Vergangenheit selbst anschauen will, wird enttäuscht. Auch künftig können die Unterwasser-Bauten nicht besichtigt werden. "Wir wollen kein Hollywood mit Stegen unter Wasser", betonte Schmalzl.