Nach 17 Jahren im Wachkoma ist die Italienerin Eluana Englaro gestorben. Das bestätigte am Montagabend der italienische Gesundheitsminister Maurizio Sacconi im Senat, der über ein Eilgesetz gegen Sterbehilfe beraten sollte.

Der Vater der heute 38-Jährigen hatte seit Jahren vor Gericht um Sterbehilfe für seine Tochter gekämpft, deren Ärzte in einer Klinik in Udine am Freitag die künstliche Ernährung der Frau gestoppt hatten.

Englaro starb am Montagabend kurz nach 20 Uhr Ortszeit und damit deutlich früher, als von den Ärzten erwartet. Diese hatten vorausgesagt, dass die Patientin auch ohne Nahrung und Flüssigkeit noch "12 bis 14 Tage" leben könne.

Der Fall hatte auch über die Landesgrenzen hinaus für Diskussionen gesorgt. Bis zuletzt hatten sich der Vatikan und Regierungschef Silvio Berlusconi gegen die Sterbehilfe eingesetzt. Ende Januar hatte ein Mailänder Verwaltungsgerichthof einen Verwaltungsbescheid aufgehoben, der dem Pflegepersonal die Beendigung der künstlichen Ernährung Eluanas verbot. Damit war der Weg für ein Abschalten der Geräte frei.

Mit einem am Freitag beschlossenen Dekret wollte die Regierung Berlusconi den Abbruch der künstlichen Ernährung für die Frau jedoch in letzter Minute untersagen. Staatspräsident Giorgio Napolitano verweigerte aber seine Unterschrift. Berlusconi wollte daraufhin mit einem Eilgesetz den Tod der Frau verhindern.

Die Senatoren, die noch am Montagabend über den entsprechenden Gesetzentwurf beraten sollten, legten eine Schweigeminute für die Verstorbene ein. "Möge der Herr sie aufnehmen und denjenigen vergeben, die sie dorthin gebracht haben", sagte der "Gesundheitsminister" des Vatikans, Javier Lozano Barragan, der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.

Eine Abstimmung über den Gesetzentwurf war für Dienstag erwartet worden. Am Mittwoch würde dann das Abgeordnetenhaus beraten. Berlusconis rechtsgerichtete Regierung verfügt in beiden Parlamentskammern über bequeme Mehrheiten.

Noch am Montag sollten vier von den Behörden bestellte Ärzte die Klinik "La Quiete" in Udine wegen "Unregelmäßigkeiten" in der Verwaltung überprüfen. Der Präsident der Region Friaul-Julisch-Venetien, Enzo Tondo, forderte die Klinikleitung zudem auf, Englaros künstliche Ernährung wieder aufzunehmen, bis das Parlament über das Eilgesetz zur Sterbehilfe abgestimmt habe.

Vor ihrem Unfall im Jahr 1992 hatte Englaro nach Angaben von Freunden und Angehörigen betont, dass sie im Fall eines Komas sterben wolle. Ihr Schicksal spaltete das stark katholisch geprägte Italien: Nach einer vom "Corriere della Sera" veröffentlichten Umfrage waren 47 Prozent der Bürger dafür, die Komapatientin sterben zu lassen. 47 Prozent waren dagegen. Sterbehilfe ist in Italien verboten.