Der Filmstar kam nicht mehr nach Hause. In Hollywood war er der Inbegriff des harten Kerls.

Los Angeles. Hätte "Der Mann ohne Gnade" Charles Bronson gewusst, wie krank und hilflos er einst enden würde, es hätte ihn vermutlich in eine tiefe Depression oder zum Selbstmord getrieben. Der Inbegriff des harten Kerls, der in insgesamt 93 Filmen meistens den unbarmherzigen Rächer spielte, starb im Alter von 81 Jahren in einer Klinik in Los Angeles. Sein Wunsch, zu Hause in Malibu (Kalifornien) friedlich einzuschlafen, blieb unerfüllt. Der Hollywood-Star, der 1971 den Golden Globe als "populärster Schauspieler der Welt" bekam, litt seit zwei Jahren an Alzheimer. Die letzten Monate seines Lebens verbrachte er in der Klinik - verwirrt und gebrechlich. Schon Mitte August hatten die Ärzte den Angehörigen Bronsons geraten, sich von ihm zu verabschieden, da immer öfter verschiedene Organe versagten. Bronson, der am 3. November 1921 in Ehrenfeld (Pennsylvania) als elftes von 15 Kindern einer litauischen Bergarbeiterfamilie unter dem Namen Charles Bunchinsky geboren wurde, realisierte den "Amerikanischen Traum". Nachdem er als Teenager, wie sein Vater und die meisten seiner Brüder, in den Minen Pennsylvanias gearbeitet hatte, trat er im Zweiten Weltkrieg in die US-Armee ein, bevor er nach Kriegsende an die Kunstakademie nach Philadelphia ging und seine Liebe zur Schauspielerei entdeckte. Nach einer Reihe von kleinen Nebenrollen machte er erstmals international mit einem Part in dem bekannten Western "Die glorreichen Sieben" auf sich aufmerksam. An der Seite von Elvis Presley spielte Bronson 1962 in dem Streifen "Gesprengte Ketten" mit. Der große Durchbruch des Rauhbeins kam jedoch Ende der 60er-Jahre in Europa, als er mit den Filmen "Bei Bullen singen Freunde nicht" und später als schweigender Mundharmonikaspieler in Sergio Leones legendärem Italowestern "Spiel mir das Lied vom Tod" zum internationalen Star avancierte. Als Bronson in den 70er-Jahren in die USA zurückkehrte, war er nicht nur der bekannteste, sondern auch der bestbezahlte Schauspieler Hollywoods. Pro Drehtag ließ sich der Macho mit dem Schnauzer damals 100 000 Dollar überweisen. Mit dem Film "Death Wish" (Ein Mann sieht rot) sorgte der Einwanderersohn nicht nur für einen riesigen Kassenerfolg, sondern auch für eine Kontroverse, die sogar ihren Weg in Leitartikel der "New York Times" fand. In dem Film spielt Bronson den Architekten Paul Kersey, dessen Frau und Tochter vergewaltigt werden, und der zur Selbstjustiz schreitet. Der Film wurde von vielen Politikern als Aufruf zur Gewaltverherrlichung gesehen. Die Fans waren begeistert. Im Laufe der Jahre gab es vier Fortsetzungen. Bronson, der im Alter von 50 Jahren in den USA zum "sexiest man alive" gewählt wurde, gab für die Klatschspalten wenig her. Privat lebte er sehr zurückgezogen, galt als gebildeter, ruhiger Mann, dessen Hobby die Malerei war. Nach seiner ersten Ehe mit Harriet Tendler heiratete er 1968 seine "große Liebe" Jill Ireland, mit der er zusammen in insgesamt 15 Filmen spielte. Nachdem sie 1990 den Kampf gegen den Krebs verlor, zog sich Bronson weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück und spielte nur noch in wenigen Filmen. 1998 heiratete er Kim Weeks. Sie war bis zuletzt im Cedars-Sinai Medical Center an seiner Seite. Bronsons Agentin Lori Jonas: "Sein Gesundheitszustand hatte sich in den vergangen Tagen rapide verschlechtert." Bronson hinterlässt vier Kinder, zwei Stiefkinder und zwei Enkel.