Botox: Das so genannte Wundermittel für die Schönen und Reichen ist nicht ohne Risiko.

Berlin. Ein Piks aus einer winzigen Spritze, und schon sind ungeliebte Falten für ein paar Monate weg. Ganz ohne Operation, Narkose, Narben. Das hört sich gut an. In der besagten Spritze steckt allerdings Botulinumtoxin, ein gefährliches Nervengift, das als Biowaffe und eines der potentesten Naturgifte gilt. Stark verdünnt wird Botox - so der Handelsname des Trendmittels - bereits in den USA und auch deutschen Zeitschriften als "Wunderwaffe" gefeiert. Wirklich ganz ohne Nebenwirkungen? Botulinumtoxin, das Gift des Bakteriums Clostridium botulinum, ist weltweit seit langem als Verursacher von Lebensmittelvergiftungen bekannt. Mit einem Esslöffel des Bakteriums könnte der gesamte Bodensee vergiftet werden. Die Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen. Danach treten Sehstörungen, Schluck- und Sprechprobleme und Austrocknen der Schleimhäute auf. Tödlich wirkt das Gift durch die Lähmung der gesamten Muskulatur einschließlich des Herzens und der Lunge. Das Gift kann sich auch an Lebensmitteln bilden, die unter Luftabschluss gelagert werden (Botulismus). Medizinisch wird das Nervengift - extrem verdünnt - erfolgreich bei so genanntem Schiefhals, nach einem Schlaganfall, Augenmuskelstörungen oder krankhaftem Schwitzen unter strenger ärztlicher Kontrolle gespritzt. Als Faltenkiller kam das Mittel erst 2001 ins Gerede, als in den USA überschwänglich private Botox-Partys gefeiert wurden. Selbst Friseure bieten die Faltenbehandlung an - illegal. Denn erst im April 2002 ließ die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) das Gift als Mittel gegen Falten zu. Und nannte auch gleich die bekanntesten Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Atemwegsinfektionen, Grippesymptome, hängende Augelider, Übelkeit. "Diese Reaktionen waren im Allgemeinen temporär, konnten aber einige Monate dauern", so die FDA. Durch Botox-Injektionen verschwinden Denker- und Lachfältchen, die Gesichtszüge glätten sich vorübergehend. Drei bis sechs Monate lang kann man weder die Stirn runzeln, noch wütend aussehen, noch richtig blinzeln, und beim Lachen bewegt sich nur der Mund. Der Giftstoff hemmt einfach das Signal vom Nerv zum Muskel - dieser wird gelähmt. Kostenfaktor - je nach Anbieter - pro Behandlung 300 bis 500 Euro. Nach sechs Monaten lässt die Wirkung nach, und es muss wieder erneut in die Tasche gegriffen werden. Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft soll sich das Nervengift ohne gravierende Folgen im Körper wieder abbauen. Genauere Angaben werden allerdings nicht gemacht. Allein die Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie warnt vor falsch gesetzten Injektionen oder einer zu hohen Dosierung des Faltenkillers: Folgen seien dann monatelange Hängelider, Triefaugen, starre Mimik oder schiefer Mund. Damit müssen die Betroffenen leben, bis die Wirkung von Botox nachlässt. Was das heißt, weiß die Hamburgerin Anna K. (45). "Ich sah drei Tage nach der Injektion aus wie ein weiblicher Karl Dall. Meine Stirnfalte war zwar weg, aber mein rechtes Augenlid hing so weit herunter, dass es nur noch halb so groß wie das andere Auge war. Ich sah regelrecht behindert aus, und das dauerte ein halbes Jahr an", erklärte sie wütend. Wer sich trotzdem Botox spritzen lassen will, sollte das nur von einem Facharzt machen lassen.