Entführt, missbraucht, getötet. Neue Einzelheiten aus dem Geständnis der mutmaßlichen Mörder.

Aachen. Wie müssen sie gelitten haben: Tom (11) und Sonja (9) wurden von ihren Peinigern qualvoll misshandelt, bevor sie starben. Oberstaatsanwalt Robert Deller ringt um Fassung, als er gestern in Aachen die schockierenden Details aus dem Geständnis von Markus Wirtz (28) und Markus Lewendel (33) vorträgt: "Ich habe so etwas in 20 Jahren noch nicht erlebt", sagt er. "Es ist ein furchtbares, eigentlich nicht nachvollziehbares Verbrechen." Jetzt steht fest, was die Obduktion nicht zweifelsfrei klären konnte: Es war ein Sexualmord. Die geständigen Täter hatten es auf die kleine Sonja abgesehen. Das Mädchen wurde vor ihrem Tod mehrfach sexuell missbraucht. Während Sonja noch in der Gewalt der Männer war, wurde Tom erwürgt. Bestimmte Einzelheiten der grausigen Tat wollten die Ermittler nicht bekannt geben. Deller: "Es gibt eine Fürsorgepflicht gegenüber den Eltern, der Familie und den Angehörigen, die es verbietet, alle Dinge an die Öffentlichkeit weiterzugeben." Die Polizei hat die letzten Stunden von Tom und Sonja am Sonntag, dem 30. März, rekonstruiert: Es war ein sonniger Tag. Die Geschwister spielten auf einer alten Zechenhalde im Eschweiler Stadtteil Bergrath. Computerfachmann Wirtz und sein Freund Markus Lewendel, Hausmeister in Eschweiler, fuhren mit einem schwarzen Fiat Punto durch die Gegend - auf der Suche nach einem Opfer. Als sie an der Zeche vorbeikamen, entdeckten sie Tom und Sonja. Mit der Behauptung, sie seien Zivilfahnder der Polizei, brachten sie die beiden Kinder dazu, in ihr Auto zu steigen. Als vermeintliche Dienstmarke zückten Wirtz und Lewendel einen Videothekenausweis. Mit den auf der Rückbank unter einer Decke versteckten Kinder fuhren sie zunächst kreuz und quer durch Eschweiler. Dann stellten sie den Wagen in der Tiefgarage des Mehrfamilienhauses in der Nordstraße 13 ab, in dem beide im Souterrain Tür an Tür wohnten - nicht weit vom Elternhaus der Kinder entfernt. Tom schlossen sie gefesselt und geknebelt im Kofferraum ein. Das Mädchen brachten sie in eine der beiden Wohnungen. Der Oberstaatsanwalt: "Hier kam es zu ersten sexuellen Misshandlungen." Abwechselnd fielen die beiden Männer über die kleine Sonja her. Nach einigen Stunden fuhr Wirtz dann mit dem Jungen im Kofferraum zu dem abgelegenen Waldparkplatz Mückenloch bei Stolberg. Deller: "Dort wurde Tom erwürgt." Seine Schwester war den Männern weiter hilflos ausgeliefert. Niemand von den Bewohnern im Haus bemerkte, welch grausiges Szenario sich in einer der Kellerwohnungen abspielte. "In der Nacht zum Montag und auch am Montag selbst kam es durch beide Beschuldigte erneut mehrfach zu sexuellen Übergriffen auf das Mädchen", sagte der Staatsanwalt. Schließlich beschlossen beide Männer, auch Sonja zu töten. Sie fuhren mit ihr in Richtung Blankenheim in der Eifel. Dort kannten sie sich von ihren Wochenendfahrten zur Rennstrecke Nürburgring gut aus. Am Ende der Autobahn A 1 in einem Waldstück erdrosselten sie das Kind mit einer Paketschnur. Anschließend fuhren sie nach Hause und lebten unauffällig weiter, als sei nichts geschehen. Markus Wirtz beteiligte sich als ehrenamtlicher Helfer des Malteser Hilfsdienstes sogar an der vergeblichen Suche nach Sonja. Markus Lewendel tauchte ohne Skrupel bei der Trauerfeier für Tom und Sonja auf. Wenige Tage vor dem geplanten Massen-Gentest war es mit der Ruhe dann plötzlich vorbei. Am 14. April verließen die beiden fluchtartig ihre Wohnungen, setzten sich ins Ausland ab. Offenbar hatten auch Wirtz und Lewendel eine Ladung zur Speichelprobe bekommen. Über Frankreich flohen sie in die Schweiz, wo sie einen Tag nach Beginn der internationalen Fahndung von Autofahrern in ihrem schwarzen Fiat erkannt - und wenig später von der Polizei gefasst wurden. War es krankhafte Sexualität oder Lust auf Gewalt? Diese Fragen müssen jetzt die Gutachter klären.