Stockholm. Im winterlich verschneiten Lappland, 200 Kilometer nördlich des Polarkreises, stirbt Dänemarks berühmtester Königssohn einen eisigen Tod. Erstmals in der Geschichte der Shakespeare-Aufführungen wird "Hamlet" bei minus 45 Grad unter freiem Himmel gegeben - im so genannten Ice-Globe, einem Originalnachbau des berühmten Londoner Shakespeare-Theaters "Globe". Nur dass in Lappland statt Holz und warmer Sitzkissen 20 000 Tonnen Schnee und Eis verwendet wurden und die Prominenz in den zehn "Eis-Logen", was wörtlich zu nehmen ist, auf Rentierfellen sitzt. Das "Fußvolk" steht rund um die Bühne wie zu Shakespeares Zeiten. Insgesamt passen 520 Zuschauer ins kälteste Theater der Welt. Die Idee dazu hatte Ingve Bergqvist, gedanklicher Vater des Eishotels, das schon seit 13 Jahren mit seinen eiskalten 60 Zimmern Touristen aus der ganzen Welt anlockt. Mit Rücksicht auf die Gäste wurde der Fünf-Akter auf 80 Minuten heruntergekürzt. "Was nicht so schwierig war, denn wir haben uns nur auf die Hauptgeschichte um Hamlet konzentriert", erklärt Theatermanager Rolf Degerlund. Dazwischen gibt es 20 Minuten Pause, damit Zuschauer und Schauspieler sich aufwärmen können. "Denn am Ende wird den Darstellern beim Sprechen der Mund ganz schön steif", verrät Degerlund. Und noch eine Eigenheit hat Hamlet in Lappland. Die 14 Schauspieler des Sami-Nationaltheaters Norwegen rezitieren Shakespeare in Sami, der Sprache der Lappen. "Wir sind in Lappland und wollten dieser Minderheit damit eine internationale Plattform geben." Insgesamt gibt es bis zum 6. April 30 Vorstellungen. Danach schmelzen Hotel und Theater unter der Frühlingssonne dahin.