Über das Verbot des Rockerclubs Hells Angels Berlin City haben Polizisten möglicherweise gegen Bezahlung vorab informiert.

Berlin. Der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU) hat einen Rockerclub der Hells Angels verboten. Seine bereits am 24. Mai unterzeichnete Verbotsverfügung gegen die Ortsgruppe "Berlin City“ wurde dem Verein am späten Dienstagabend zugestellt, wie ein Polizeisprecher in der Nacht zu Mittwoch sagte. Den Mitgliedern werden unter anderem Gewalttaten, Waffendelikte und Drogenvergehen vorgeworfen.

Rund 50 Beamte sicherten in der Nacht das Vereinsinventar. Am frühen Morgen begann eine Großrazzia im Stadtgebiet. 550 Beamte seien im Einsatz, sagte ein Polizeisprecher am Morgen. Durchsucht würden in mehreren Stadtbezirken Wohnungen und drei Lokale, die von Mitgliedern der Hells Angels betrieben werden. Unter anderem seien mehrere Motorräder und Möbelstücke bereits sichergestellt worden.

Das Vereinsverbot sollte ursprünglich am Mittwoch ausgesprochen werden, wurde aber laut Polizei wegen Presseveröffentlichungen am Dienstag vorgezogen. Unter anderen hatte "Spiegel Online“ berichtet, dass die Polizei plane, am Mittwochmorgen Vereinsheime, Kneipen und Privatwohnungen von Rockerclubs zu durchsuchen.

Angeblich größter Vereinswechsel von Rockern beider Clubs

Um dem zu entgehen, sei es bereits am Montag im Vereinsheim der Bandidos in der Streustraße zum größten Wechsel von Rockern in der Geschichte der beiden Clubs Hells Angels und Bandidos gekommen, heißt es in dem Onlineportal weiter. Das verbotsgefährdete Chapter der Bandidos "Southside“ habe sich aufgelöst und sei zu den Hells Angels nach Potsdam gewechselt. Rocker dieses Clubs hätten zudem ihre Motorräder umgemeldet und versteckt. Laut "Morgenpost Online“ hatte sich auch die Berliner Ortsgruppe der Hells Angels am Dienstagnachmittag aufgelöst, um einem möglichen Verbot zu entgehen.

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Das Onlineportal zitiert einen Polizeisprecher mit den Worten: "Wir müssen leider davon ausgehen, dass Personen aus den eigenen Reihen gegen Geld Informationen an diese Verbrecher weitergegeben haben.“ Dieser Skandal sei eine Schande für die Berliner Polizei.

Ein Polizeisprecher bestätigte, dass der Straftatbestand des Geheimnisverrats geprüft werde. Ob auch ein Verbot des Rockerclubs Bandidos geplant sei oder Razzien bevorstünden, wollte er nicht sagen.

Bandidos feierten Abschlussparty

Ein Sprecher des Potsdamer Polizeipräsidiums bestätigte die Auflösung des Bandidos-Chapters "Southside“. Es sei eine Art Abschlussparty gefeiert worden, sagte er auf Anfrage. Dass die "Southside“-Mitglieder zu den Hells Angels in Potsdam übergelaufen sind, konnte er aber nicht bestätigen: "Wer von den Leuten wohin gegangen ist, wissen wir nicht.“

Bei der Berliner Polizei wird befürchtet, dass es aufgrund des Übertrittes zu einer erneuten Welle von Gewalttaten zwischen beiden Gruppen kommen könnte. Bei ähnlichen Vorfällen in der Vergangenheit sei es vorgekommen, dass verbliebene Clubmitglieder Rache an den Überläufern genommen hätten, sagte ein Sprecher. Die Polizei beobachte die Lage daher verschärft und erhöhe ihre "ohnehin schon starke Präsenz“ bei den Rockern.