Die Lagerhalle war nur eines von fast 90 Objekten, die 1.200 Beamte im Zuge der groß angelegten Razzia am Donnerstag durchsucht hatten. Darunter war auch eine Kfz-Werkstatt in Kiel. Der Zeitung „Kieler Nachrichten“ zufolge sollen die Hells Angels dort Menschen gefoltert haben.

Altenholz. Nach der Razzia gegen die Hells Angels in Norddeutschland ist die Suche nach einer im Fundament einer Lagerhalle des Rockerclubs vermuteten Leiche an Pfingsten zunächst erfolglos geblieben. Die Arbeiten in einem Gewerbegebiet in Altenholz bei Kiel seien auch am Montag wieder aufgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur dapd. Die Ermittler rechnen jedoch nicht mit einem Ergebnis vor Dienstag, wie Oberstaatsanwältin Birgit Heß am Montag auf dapd-Anfrage sagte.

Heß dementiert einen Bericht der „Hamburger Morgenpost“, wonach die Ermittler am späten Samstag die Überreste des seit 2010 vermissten Mannes gefunden haben sollen. Diese Informationen seien falsch, sagte die Oberstaatsanwältin. Der Polizeisprecher betonte, dass die Spurensuche auch am Dienstag fortgesetzt werde. Das Technische Hilfswerk setzte am Montag erneut schweres Gerät vor Ort ein. Ein Gabelstapler hatte bereits zuvor Betonbrocken aus der Halle transportiert, die von den Rockern genutzt wird.

Diese Vorbereitungsarbeiten sind laut Heß notwendig, um am Dienstag mit der intensiven Suche und den Feinheiten beginnen zu können. Auch erwarteten die Ermittler dann neue Ermittlungsansätze. Bis Pfingstmontag lagen der Staatsanwaltschaft keine neuen Erkenntnisse in dem Fall vor.

Über mehrere Stunden misshandelt und dann erschossen

Die Lagerhalle war nur eines von fast 90 Objekten, die 1.200 Beamte im Zuge der groß angelegten Razzia am Donnerstag durchsucht hatten. Darunter war auch eine Kfz-Werkstatt in Kiel. Der Zeitung „Kieler Nachrichten“ zufolge sollen die Hells Angels dort Menschen gefoltert haben. Der seit Frühjahr 2010 vermisste 47-Jährige soll dem Bericht zufolge über mehrere Stunden misshandelt und dann erschossen worden sein. Die Polizei machte dazu keine Angaben, bestätigte aber die Durchsuchung der Werkstatt. Der 47-jährige Familienvater soll Medienberichten zufolge in Drogengeschäfte mit den Rockern verwickelt gewesen sein.

Bei der Razzia gegen den seit Anfang des Jahres verbotenen Hells-Angels-Ablegers in Kiel wurden insgesamt fünf Mitglieder festgenommen, darunter auch Anführer. Zahlreiche Schusswaffen, Messer, Macheten, Computer und Handys wurden beschlagnahmt. Seit Freitag sichten die Ermittler das Beweismaterial. An der Razzia beteiligt waren ferner Mitglieder der Anti-Terror-Einheit GSG 9.

Zudem wurde die Wohnung eines Rockers in Hamburg durchsucht. Auch hatten Spezialeinheiten das Anwesen des Hannoveraner Hells-Angels-Chefs Frank Hanebuth gestürmt und dabei dessen Hund erschossen. Dem niedersächsischen Innenministerium zufolge sollten mit den Durchsuchungen Verbindungen der Kieler Hells Angels nach Niedersachsen aufgedeckt werden, um ein Verbot auch dort durchzusetzen.

„Ich bin stinksauer!“

Hanebuth äußerte seinen Unmut über die Razzia in seinem Haus bei Hannover. „Ich bin stinksauer! Habe mir nichts vorzuwerfen“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Die Reparaturen an seinem aufgebrochenen Tor und an der Terrasse kosteten mit Sicherheit 20.000 bis 30.000 Euro. Zu Berichten, wonach die Hells Angels in der Kieler Autowerkstatt den vermissten Mann gefoltert und getötet haben sollen, sagte der Rockerclub-Chef: „Von einem Folterkeller in Kiel weiß ich nichts.“ Oberstaatsanwältin Heß sagte, dass gegen Hanebuth im Zusammenhang mit der gesuchten Leiche nicht ermittelt werde.

Anlass der Großrazzia waren 194 Ermittlungsverfahren der LKA-Sonderkommission „Rocker“ gegen 69 Beschuldigte wegen Waffenhandels, Korruption, Erpressung, Menschenhandels und Körperverletzung.