19-Jährige nach jahrelanger Gefangenschaft befreit - Mutmaßliche Peiniger festgenommen

Tuzla. Jahrelang soll ein bosnisches Ehepaar ein deutsches Mädchen wie eine Sklavin gehalten und geschlagen haben. Die heute 19-Jährige wurde von den Behörden bereits am 17. Mai aus ihrer Gefangenschaft befreit und das Paar festgenommen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Tuzla, Admir Arnautovic, der Nachrichtenagentur AP sagte.

Die Polizei habe Hinweise von Nachbarn erhalten, dass die 19-Jährige von dem Paar, einem 52-Jährigen und einer 45-Jährigen, eingesperrt und misshandelt wurde. Die junge Frau sei unter anderem gezwungen worden, bei den Schweinen zu schlafen, berichteten Dorfbewohner. Auch soll sie vor einen Leiterwagen gespannt und wie ein Pferd mit Peitschenhieben angetrieben worden sein.

Medienberichten zufolge ist das Opfer die Tochter der ersten Frau des 52-Jährigen, einer Deutschen, die immer noch in dem Dorf Karavlasi lebt und die Vorwürfe gegen das Paar bestreitet. Dorfbewohner sagten örtlichen Fernsehsendern, sie hätten die Quälerei nicht mehr länger ansehen können und die Polizei informiert. Die Behörden hatten die Bekanntgabe des Falls hinausgezögert, um die Sicherheit des Opfers sicherzustellen und Zeugen zu befragen.

Als die Polizei die junge Frau gefunden habe, habe sie „desorientiert“ gewirkt und deutlich sichtbare Verletzungen aufgewiesen, sagte Arnautovic. „Ihr geht es jetzt viel besser“, erklärte er. Die Ermittlungen würden fortgesetzt.

Nach Darstellung von Nachbarn musste das Mädchen im Viehstall schlafen und Schweinefutter essen, um nicht zu verhungern. Täglich habe es Prügel gegeben. Karla sei auch mit einem Messer im Gesicht verletzt worden. Sie sei wie eine Sklavin behandelt worden, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Ihre Mutter habe von den Misshandlungen gewusst, aber aus Angst geschwiegen. Die Frau sei in Gojcin gewesen, als Karla befreit wurde. Ihr sei bis zur Klärung des Falls ihr deutscher Reisepass abgenommen worden.

Mehrere Nachbarn gaben an, das Mädchen sei von zahlreichen Verwandten immer wieder sexuell missbraucht worden. Demgegenüber sagte die Staatsanwaltschaft, das sei bisher nicht nachgewiesen. Die Medien in Bosnien zeigten sich geschockt und fassungslos über die „Horrorgeschichte“, die erst von einem Nachbarn beendet wurde. Obwohl dieser die Polizei wiederholt auf das Leiden von Karla hingewiesen hatte, glaubten die Beamten ihm die Existenz des Mädchens erst, als er schließlich ein Foto vorlegte.

Mit Material von dpa und dapd