Michael Haneke begeistert beim Filmfest Cannes mit seinem berührenden Drama „Liebe“. Der Wettbewerbsbeitrag „Lawless“ überrascht dagegen mit seiner Brutalität.

Der neue Film von Michael Haneke, „Liebe“, ist bei der ersten Vorführung in Cannes euphorisch gefeiert worden. In dem Wettbewerbsbeitrag erzählt der österreichische Regisseur, der vor drei Jahren mit „Das weiße Band“ die Goldene Palme gewonnen hatte, von einem älteren Ehepaar um die 80. Als die Frau einen Schlaganfall erleidet und pflegebedürftig ist, wird das für das Paar eine große Herausforderung. Haneke zeigt das in sehr nüchternen und unsentimentalen Bildern, gewinnt aber genau daraus eine enorme Wucht, Wärme und Emotionalität.

„Sobald man ein gewisses Alter erreicht, muss man mit dem Leiden der Menschen klarkommen, die man liebt: seine Großeltern, sein Partner. Das ist unvermeidbar“, sagte Haneke am Sonntag. In „Liebe“ zeigt der 70-Jährige den Alltag des Ehepaares und thematisiert den körperlichen Verfall der Frau. In den Hauptrollen brillieren Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva, zwei bekannte Schauspielgrößen Frankreichs. Isabelle Huppert gibt die Tochter, die aber nur ein paar Mal zu Besuch kommt.

Der rumänische Wettbewerbsbeitrag „Beyond the Hills“, der am Samstag Premiere feierte, entwickelte einen ähnlichen Sog, tauchte Regisseur Cristian Mungiu über zweieinhalb Stunden doch in die Welt eines orthodoxen Klosters ein. Dort lebt die junge Voichita. Sie bekommt Besuch von ihrer engsten Freundin Alina, mit der sie in einem Waisenhaus aufgewachsen ist. Alina will Voichita aus dem Kloster holen, doch als die sich weigert, steuern sie auf eine Tragödie zu.

„Lawless“ wiederum überraschte die Filmfestspiele mit seiner Brutalität. Inspiriert von einer wahren Begebenheit erzählt John Hillcoat von drei Brüdern, die während der Prohibition in den USA Anfang des vergangenen Jahrhunderts verbotenerweise Alkohol brennen. Dabei geraten sie an einen neuen Polizeiagenten, und die Auseinandersetzungen eskalieren immer mehr. In dem Werk spielen Stars wie Gary Oldman, Shia LaBeouf, Tom Hardy und Jessica Chastain mit.

Der iranische Regisseur Asghar Farhadi wurde unterdessen mit dem ersten „Prix Media der Europäischen Union“ ausgezeichnet. Mit dem mit 60 000 Euro dotierten Preis wird Farhadis neuer Film mit Marion Cotillard gefördert. Er soll im Herbst in Paris gedreht werden. Es ist das erste Werk Farhadis, das nicht im Iran gedreht wird.

(dpa)