Hat die junge Ehefrau beim Sterben des greisen Frankfurter Millionärs Schubert nachgeholfen?

Frankfurt am Main. Neben seinem Schreibtisch in Berlin hat Hanns Peter Nerger 47 Leitz-Ordner stehen, prallvoll mit Akten, Gutachten und Schriftsätzen. Sämtliche Unterlagen befassen sich mit Nergers Vater, mit dessen verlorenen Millionen, mit dessen später Heirat einer 64 Jahre jüngeren Frau, vor allem aber mit dessen Todesumständen. Der uneheliche Sohn mutmaßt seit Langem: Beim Sterben des Frankfurter "Bierkönigs" Bruno H. Schubert ging womöglich nicht alles mit rechten Dingen zu.

Ein Gutachter, der Schuberts Tod im Auftrag der Frankfurter Staatsanwaltschaft untersuchte, will diese Möglichkeit nicht ausschließen. Schubert war im Oktober 2010 im Alter von 90 Jahren angeblich an Altersschwäche gestorben. Auf Antrag der Ermittler wurde der frühere Besitzer der Henninger-Brauerei jetzt aus seinem Grab auf einem Frankfurter Friedhof geholt und obduziert. Außerdem durchsuchte die Polizei Wohnung und Praxis von Schuberts Hausarzt Michael M. Dabei wurden Dokumente und Computer beschlagnahmt. M. versichert, er habe sich nichts vorzuwerfen und seinen väterlichen Freund würdig und verantwortlich bei dessen Ende begleitet.

Die Ermittlungen "gegen unbekannt" gehen dem Verdacht nach, dass Schubert eines unnatürlichen Todes gestorben sein könnte, weil er nicht mehr richtig versorgt wurde. Das Gutachten stammt von Rechtsmediziner Hansjürgen Bratzke, der Schubert nun auch obduzierte. Die Auswertung der Gewebeproben wird einige Wochen dauern. Bratzke ist laut Staatsanwaltschaft zuversichtlich, dass sich bei Toten auch noch viele Monate später ein Flüssigkeitsentzug oder eine falsche Behandlung nachweisen lassen könnte.

Der 65-jährige Hanns Peter Nerger hatte schon 2011 Anzeige wegen des Verdachts auf unterlassene Hilfeleistung mit Todesfolge erstattet. Als Beweis hatte er ein Tagebuch von Schuberts Sekretärin vorgelegt. In den Aufzeichnungen wird angedeutet, dass Meharit Schubert, 29, und Dr. M. dem alten Mann Flüssigkeit und Medikamente vorenthalten haben könnten. Außerdem sei er entgegen einer Patientenverfügung nicht in eine Klinik gekommen. "Was hat Herrn Schubert nun sein Geld genützt, wenn er am Ende nicht einmal genug Wasser bekommt?", notierte die Sekretärin an einem Abend.

Die Witwe Meharit dagegen beharrt darauf, sich aufopfernd um ihren Mann gekümmert zu haben. Sie hatte sogar das tagelange Sterben ihres Mannes gefilmt. Schubert selbst, so ihre Aussage, habe auf dem Video bestanden. Denn dem Sterbenden sei klar gewesen, dass seiner jungen Gattin nach seinem Tod Vorwürfe gemacht würden.

Zwischen der jungen Witwe und Hanns Peter Nerger gibt es aber nicht nur Streit um die Todesumstände, sondern auch um das Erbe. Nerger leitet die von seinem Vater gegründete Bruno-H.-Schubert-Umweltstiftung. Die Stiftung war lange die Begünstigte in Schuberts Testament gewesen. Doch nachdem der Millionär 2009 überraschend die damals 26-jährige Meharit geheiratet hatte, änderte er seine letzte Verfügung. Sein Sohn vermutet, dass Schubert dabei von der jungen Gattin und ihrem Anwalt unter Druck gesetzt wurde.

Am 23. Mai steht die nächste Runde vor Gericht an: Das Frankfurter Oberlandesgericht wird zu einem Urteil des Landgerichts Stellung nehmen, das Meharit im vergangenen Jahr als alleinige Erbin bestätigt hatte.

Dabei ist dem Vernehmen nach vom Reichtum Schuberts nichts mehr übrig. Allein neun Millionen Euro mussten wegen nicht abgeführter Steuern nachgezahlt werden. Insgesamt soll es Forderungen von 16 Millionen Euro geben. Inzwischen ist für das Erbe Nachlassinsolvenz beantragt.