Bremen/Köln. Männliche Vorbilder, die als Identifikationsfigur dienen können, seien in den Führungsetagen von Politik und Wirtschaft selten, sagte der Kölner Männerforscher Thomas Gesterkamp anlässlich einer kirchlichen Männertagung in Bremen. Stattdessen bestimmten Männer wie Christian Wulff und Silvio Berlusconi das Bild: "Wulff hat sich von Lobbyisten einladen lassen, Berlusconi hat mit gockelhaftem und sexistischem Verhalten Schlagzeilen gemacht."

Gesterkamp sagte, es sei schwierig, ein vorbildlicher Mann zu sein, wenn einst wertgeschätzte Rollen infrage gestellt, abgewertet oder gar für überflüssig erklärt würden. "Dazu gehören die Rollen als Ernährer, als Beschützer und als Bestimmer." Weil zudem Väter, die im Job erfolgreich seien, zu Hause selten auftauchten, hätten die Kinder oft andere männliche Vorbilder: "Das sind dann Bildschirmhelden aus Film, Fernsehen und virtuellen Computerwelten."

Andererseits hätten die SPD-Politiker Franz Müntefering und Franz-Walter Steinmeier gezeigt, dass auch Fürsorglichkeit zum männlichen Lebensentwurf gehören könne: "Müntefering zog sich zurück, um seine sterbenskranke Frau zu pflegen, Steinmeier nahm eine Auszeit, um seiner Partnerin eine Niere zu spenden."