Der Fall erinnert an Bruno in Bayern: M13 hält die Grenzregion zwischen Österreich und der Schweiz in Atem. Erschossen werden soll er nicht.

Wien. Der Bär ist los - zumindest im Grenzgebiet zwischen Österreich und der Schweiz. Seit Ostern streunt ein junger Braunbär durch Graubünden und Tirol und beschränkt sich dabei keineswegs auf dicht bewaldetes Gebiet.

+++ Bär M13 überlebt Zusammenstoß mit Zug +++

Der Bär, den die Behörden M13 nennen, wurde jetzt von einem Zug erfasst. "Aber er lebt und bewegt sich", meldete die Zeitung "Südostschweiz". Wie es dem Bären geht, aber vor allem, wie es jetzt mit ihm weitergeht, ist indes noch nicht so klar. "Blut fanden wir vor Ort nicht, der Bär dürfte aber Prellungen und eventuell Schmerzen haben", sagte Wildbiologe Hannes Jenny vom Graubündner Amt für Jagd und Fischerei. Das könne ihn etwa apathisch oder noch weniger scheu werden lassen. "Sollte M13 deswegen zur Bedrohung werden, würden wir sofort handeln." Die Sicherheit der Bevölkerung hat immer Priorität, erklärt Jennys österreichischer Kollege, der Tiroler Bärenbeauftragte Martin Janovsky. Sollte ein Bär einen Menschen angreifen, wäre er zu "entfernen" - was in der Schweiz automatisch zum Abschuss führen würde, wohingegen in Österreich zumindest theoretisch auch eine Gefangennahme möglich wäre. Ein Abschuss von M13 ist aber derzeit kein Thema, denn das Tier "steht unter ständiger Beobachtung".

Das stimmt - aber nicht erst seit seiner Kollision mit dem Zug. Seit M13 vergangene Woche die österreichische Polizei zur Leiche eines Verbrechensopfers geführt hatte, verfolgen vor allem Schweizer Medien jeden Schritt von "Inspektor Bär". Der Bär hatte in der Nähe des Tiroler Grenzörtchens Spiss einen Baum umgeworfen. Dieser fiel auf einen Strommast und löste einen Brand aus, was Polizei und Feuerwehr auf den Plan rief. Diese stießen dann auf den Toten, offenbar ein Südtiroler, der bereits wegen Betrügereien ins Visier der Polizei geraten war.

Unter Bärenexperten galt M13 jedoch schon als "auffällig", bevor er der Polizei unter die Arme griff, weil er immer wieder in besiedelten Gebieten auftauchte: Auf seinen Wanderungen zwischen Graubünden und Tirol plünderte er Bienenstöcke und durchstöberte Komposthaufen. Als er eine Ziege riss, wurde er von Wildhütern betäubt und bekam einen Halsband-Sender verpasst. Dieser zeichnet stündlich seine Position auf und meldet diese alle sieben Stunden per SMS an die Behörden, sofern der Bär sich im Bereich eines Handyfunksenders aufhält. M13 befindet sich kurz vor der Geschlechtsreife, einer heiklen Phase.

Doch M13 ist nicht allein unterwegs. Sein Bruder M12 begleitet ihn des Öfteren. Beide stammen - wie der 2006 in Bayern abgeschossene "Problembär" Bruno - aus einem Wiederansiedlungsprojekt in der norditalienischen Provinz Trient. Genau wie Bruno könnten auch M13 und M12 irgendwann über die deutsche Grenze wandern. Ob und wann, sei nicht vorhersagbar.

Bärenexperte Janovsky hat Verständnis für Klagen von Imkern und Viehzüchtern, denen er zu Elektrozäunen und dem Einsatz von Hirten und Hunden rät. Alle anderen sollten sich bei der Begegnung mit einem Bären auf ihren Menschenverstand besinnen: Respekt zeigen, Distanz wahren, nicht in Panik geraten. In Graubünden ist die Wahrscheinlichkeit dafür gerade wieder gestiegen: Am Ofenpass zwischen dem Engadin und Vinschgau ist ein dritter Bär aufgetaucht.