Deutschlands Diebe reagieren mit Dreistigkeit auf die Erhöhung der Rohstoffpreise

Hamburg. In der Nacht zum 7. Mai verschwinden in Börnsen aus einem Aldi-Markt 62 Einkaufswagen. Vier Tage später nehmen Diebe 72 Einkaufswagen aus einem Famila-Markt in Reinbek mit. In der darauf folgenden Nacht werden 84 Stück bei Aldi in Reinbek geklaut, und am 18. Mai sind es dann 74 Wagen, wieder von Aldi, diesmal in Schwarzenbek. "Was macht man bloß damit?", stöhnt Schleswig-Holsteins Polizeisprecher Andreas Discherl. Für einen Dumme-Jungen-Streich ist die Nummer zu aufwendig. Jeder Einkaufswagen wiegt schließlich 25 Kilo. Discherls Vermutung: "Die Dinger werden eingeschmolzen."

Diebstähle und Einbrüche haben laut Kriminalstatistik 2010 um 6,6 Prozent auf 123 000 Fälle zugenommen. Gestohlen wird mittlerweile alles: Im Landkreis Barnim, nördlich von Berlin, sammeln drei Männer (24, 25, 28) mit einem gemieteten Transporter mehrere Hundert Gullydeckel ein, die sie für 100 Euro pro Stück an einen Schrotthändler verkaufen. Weil der Mann jedoch ordentlich Buch führt, ist die Spur zu den mutmaßlichen Dieben rasch gefunden. Auch die Diebstähle von Fallrohren aus Kupfer, überhaupt Buntmetalle und Kabel - gern auch tonnenweise - haben sich enorm ausgeweitet. Die evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig will ihre Regenrohre zukünftig einbetonieren.

Ebenfalls im zweifelhaften Trend liegen Tierdiebstähle: Uwe Schade aus Seestermühe im Kreis Pinneberg vermisst seit einer Woche 50 Lämmer, in Celle werden nachts Zuchtkarpfenteiche leer gefischt, und dem Imker Hartmut Schmidt-Uhlenkamp kommen vergangene Woche 25 Bienenvölker abhanden, rund zwei Millionen Bienen. In den Waben schlummert etwa eine Tonne Rapshonig, der nur noch geschleudert werden muss.

Doch der allerneueste Trend sind Sonnenkollektoren, die im großen Stil von deutschen Dächern verschwinden. Die Schäden gehen rasch in die Hunderttausende. Manchmal muss für "erneuerbare Energie" eben ein extra hoher Preis bezahlt werden.