Daten des Flugschreibers beweisen, dass er den Airbus noch retten wollte

Paris. Die Suche nach der Absturzursache des Air-France-Fluges AF 447 über dem Pazifik vor knapp zwei Jahren kommt voran. Aus Ermittlerkreisen sind nach Angaben des Hamburger Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" jetzt erste Details über die gespeicherten Daten der Flugschreiber durchgesickert. Demnach sei der 58 Jahre alte Flugkapitän Marc Dubois nicht im Cockpit gewesen, als das Unglück seinen Lauf nahm. Auf den Aufnahmen soll zu hören sein, wie er ins Cockpit stürzt. "Er hat den beiden Kopiloten noch Anweisungen zugerufen, um den Flieger zu retten", wird ein Experte aus dem Umfeld der Ermittlungen zitiert. Damit wäre auch bewiesen, dass die Daten trotz der langen Zeit in 4000 Meter Wassertiefe noch lesbar sind.

Bislang ging die Untersuchungskommission davon aus, dass die Besatzung den Airbus A330 direkt in ein Unwettergebiet gelenkt hatte. Doch der in der sogenannten Blackbox aufgezeichnete Kurs zeige, dass die Crew im Gegenteil versucht habe, einen möglichst glimpflichen Weg durch die Gewitterfront zu wählen. Dann aber könnten Eiskristalle aus diesem Unwettergebiet die Geschwindigkeitsmesser des Airbus A330 verstopft haben. "Der Datenschreiber verzeichnet jedenfalls kurz nach dem Ausfall der Geschwindigkeitsanzeigen ein steiles Hochziehen der Maschine", wird der Experte weiter zitiert. Das könnte einen Strömungsabriss und damit den Absturz verursacht haben.

Ob jedoch der Pilot dafür verantwortlich war oder ob die Steuercomputer des Airbus in die Manöver eingegriffen haben, sei noch unklar. Der Hersteller wollte sich unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht dazu äußern. Auch gebe es nach den ersten Informationen keine Hinweise auf technische Mängel am Flugzeug. Das hatte Airbus bereits mitgeteilt.

Der französische Verkehrsstaatssekretär Thierry Mariani geht jetzt davon aus, dass die Rätsel um die Katastrophe vor rund zwei Jahren bis spätestens Ende Juni gelöst werden könnten.

Als vor knapp zwei Jahren die Air-France-Maschine Flug AF 447 auf dem Weg von Rio nach Paris abstürzte, starben alle 228 Menschen an Bord, darunter auch 28 Deutsche. Nur 50 Leichen konnten geborgen werden.

Seitdem gibt es Differenzen zwischen der französischen Justiz und den Angehörigen der Opfer. Nach dem Willen der zuständigen Untersuchungsrichter Sylvie Zimmermann und Yann Daurelle sollen die meisten Opfer im Meer ihre letzte Ruhe finden. In einem Brief informierten sie die Angehörigen über die Entscheidung, dass zu stark entstellte Leichen nicht geborgen würden, um "die Würde und den Respekt" vor den Opfern zu bewahren. Ihre sterblichen Überreste seien teilweise in einem stark entstellten Zustand, erklärten die Richter.

"Man kann davon ausgehen, dass das Wasser in dieser Tiefe kalt und der Druck sehr hoch ist. Es handelt sich deshalb um Lagerungsbedingungen, die wahrscheinlich zu einer relativ guten Konservierung und einer sogenannten Fettwachsbildung führen", sagt Oliver Peschel vom Institut für Rechtsmedizin an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.

Bei diesem chemischen Prozess kommt es zur Umwandlung von Weich- und Fettgewebe in eine ausgeprägte Verhärtung von Gewebestrukturen, ähnlich wie Gips oder Wachs. Bisher wurden erst zwei Tote von den Tauchrobotern aus dem Wrack herausgeholt. Auf diese Weise will man herausfinden, ob eine Identifizierung durch DNA-Proben möglich ist. Doch auch dieses Vorhaben stößt bei einigen der Angehörigen auf Kritik. Manche von ihnen wollen nicht, dass die Ruhe der Toten noch einmal gestört wird.