Stromausfälle legen “MSC Opera“ vor Gotland lahm. 1709 Passagiere, darunter 124 Deutsche, ohne Toilettenspülung, Duschen und warmes Essen

Hamburg/Nynäshamn. "Elegant, mit jedem Komfort ausgestattet und einer Persönlichkeit, die Sie auf den ersten Blick faszinieren wird" - so wirbt die Kreuzfahrtreederei MSC für ihr Traumschiff "MSC Opera" im Internet. Doch nun wurde für 1709 Passagiere der Traum jäh zum Albtraum. Seit Sonntagmorgen trieb der 251 Meter lange und 59 000 Tonnen schwere italienische Luxusliner wegen eines Stromausfalls steuerlos vor der schwedischen Insel Gotland. Erst nach rund 26 Stunden konnte die "MSC Opera" gestern in den Hafen Nynäshamn geschleppt werden.

Bis dahin hatten die Urlauber, unter ihnen 124 deutsche Gäste, schon aufregende Stunden hinter sich. Bereits am Sonnabendmorgen war zum ersten Mal der Strom ausgefallen. Das Schiff, das eine Woche zuvor in Amsterdam zu einer elftägigen Reise gestartet war, hatte zuletzt in St. Petersburg Station gemacht und war auf dem Weg nach Kopenhagen. Nach dem ersten Blackout sprangen die Notstromaggregate an, und die Reise wurde fortgesetzt.

Sonntagvormittag war es jedoch damit vorbei: Ein weiterer Stromausfall setzte auch einen großen Teil der Notversorgung außer Gefecht. Daraufhin war die 2004 gebaute "MSC Opera" nicht nur manövrierunfähig, es fielen auch sämtliche Hygieneeinrichtungen an Bord aus. Die Toilettenspülung funktionierte ebenso wenig wie die Duschen. Fernseher blieben dunkel, Lautsprecher stumm (sodass die Reisenden von Mund zu Mund informiert werden mussten), und Kühlschränke kühlten nicht mehr. "Die Notbeleuchtung konnten die Techniker schnell wiederherstellen, ebenso die elektronischen Türsperren. Es gibt mehrere Aggregate an Bord", sagte MSC-Sprecherin Amalie von Hinüber. "Allerdings blieb die Küche kalt." Die Köche hätten sich sehr bemüht, etwas auf den Tisch zu zaubern. Erst am Montagmorgen gab es wieder warme Getränke. Techniker, die kurz nach dem zweiten Stromausfall eingeflogen worden waren, um die Bordbesatzung zu unterstützen, konnten zumindest die Küche und die öffentlichen Toiletten wieder mit Strom versorgen. Ein Reisender schilderte "Bild.de": "Es gibt keinen Strom und kein Wasser, deshalb sind die Toiletten verdreckt." Die Stimmung unter den Passagieren sei angespannt. Dem Vorwurf, niemand kümmere sich um die Gäste, widersprach der Geschäftsführer von MSC Kreuzfahrten Deutschland, Falk-Hartwig Rost: "Wir bemühen uns sehr um das Wohl unserer Gäste. An Bord werden sie rund um die Uhr betreut."

Es wurde auch versucht, die Passagiere für die Nacht auf der Insel Gotland unterzubringen. Diese hat mit 57 000 Einwohnern aber nicht die Kapazitäten, Gäste und Crew eines Luxusliners zu beherbergen. So mussten die Urlauber auf der "MSC Opera" ausharren. Björn Meijer von der schwedischen Küstenwache sagte dem Abendblatt: "Es gab keine Komplikationen, zwei Boote haben das Schiff zum Ankerplatz vor Nynäshamn geschleppt, wo es jetzt liegt." Auch die Passagiere seien unversehrt. Da die Kreuzfahrt nicht fortgesetzt wird, werden die Gäste in ihre Heimatländer geflogen und gefahren. Nach Informationen von MSC Deutschland werden die deutschen Reisenden mit dem Bus nach Helsingborg gebracht, von dort geht es mit der Fähre sowie Bus und Bahn nach Hause.

Die Reederei MSC vesprach allen Passagieren Gutscheine im Wert der abgebrochenen Reise. Die kostete von Amsterdam nach Amsterdam je nach Kategorie 800 bis 2000 Euro.

Und am Abend wurde auch die Ursache für die Pannen gefunden: eine defekte Leiterplatine.