Wiesloch. Bauarbeiten und ein Nagel haben dem Mörder einer Taxifahrerin zu seiner spektakulären Flucht aus der Psychiatrie in Wiesloch am Bodensee verholfen. Wie die Polizei Heidelberg gestern nach der Vernehmung des am Sonntagabend wieder gefassten Andrej W., 29, mitteilte, hatte der Mann seine Fußfesseln mit einem drei Zentimeter langen Nagel geöffnet und war durch eine ungesicherte Baustellenöffnung entkommen.

Der Gewalttäter war am Sonnabend während seines unbewachten Hofgangs aus der geschlossenen Psychiatrie Wiesloch geflohen. Rund neun Kilometer vom Fluchtort entfernt ging er der Polizei rund 36 Stunden später in Zuzenhausen (Rhein-Neckar-Kreis) ins Netz. Eine Zivilstreife erkannte ihn, als er mit einem gestohlenen Fahrrad in Richtung Ortsmitte fuhr, und konnte ihn nach kurzer Verfolgungsjagd stellen. Laut Polizei wurde Andrej W. vom Wagen der Zivilbeamten vom Rad gestoßen und ließ sich widerstandslos festnehmen.

Den Nagel, mit dem er seine Fußfesseln löste, will Andrej W. nach eigener Aussage in seiner Zelle gefunden haben. Er versteckte ihn in der Kordel seiner Jogginghose. Mithilfe einer ausgehängten Toilettentür kletterte er danach auf eine etwa 3,50 Meter hohe Mauer und überwand einen dahinter liegenden, noch höheren Sicherheitszaun mit Stacheldraht. Anschließend entkam der Mörder durch eine Baustellenöffnung in der Außenmauer des Geländes. Es gebe "keine Anhaltspunkte" dafür, dass W. bei der Flucht Hilfe hatte, sagte ein Polizeisprecher. Der Mörder gab an, er habe sich per Fahrrad über Nürnberg und Polen nach Russland absetzen wollen. Während seiner Flucht brach der 29-Jährige vier Gartenlauben auf und stahl Kleidung und das Rad. Nach einer Untersuchung in einer Klinik in Heidelberg wurde er wieder nach Wiesloch gebracht.