Trotz der Gesetze zum Schutz der Nichtraucher in den Bundesländern wird einer Studie zufolge in den meisten Kneipen und Bars noch geraucht.

Berlin. Mehr als 80 Prozent der Kneipen und Bars in Deutschland sind trotz der Nichtraucherschutzgesetze nach wie vor verqualmt. Und im Gros der Fälle wird gegen Vorgaben verstoßen. Das geht aus einer großen Evaluationsstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Fast 3000 Gastronomiebetriebe in den Innenstädten von Düsseldorf, Hannover, Kiel, Mainz, Magdeburg, Schwerin, Stuttgart und Wiesbaden sowie von Berlin und München suchten die Forscher dazu auf. Es ist die erste Studie dieser Art in Deutschland.

Auch in 90 Prozent der Spielhallen wird demnach weiterhin geraucht. In den Speisegaststätten sieht es zwar besser aus - hier darf nur in manchen Ländern und mit Ausnahmeregelung geraucht werden. Doch: „Acht Prozent aller untersuchten Restaurants waren faktisch Rauchergaststätten“, berichteten die Forscher. Ihr Fazit: „Wer abends ein Bier trinken will, muss vielerorts lange suchen, wenn er nicht zum Passivrauchen gezwungen werden will.“ Generelle Rauchverbote in Gaststätten gibt es nur in Bayern und im Saarland.

"Die meisten Landesgesetze zum Nichtraucherschutz dürfen als gescheitert angesehen werden“, folgerte Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Krebsprävention des DKFZ sowie des WHO-Zentrums für Tabakkontrolle. Durch die unterschiedlichen Landesgesetze und die Vielzahl von Ausnahmeregelungen sei der Nichtraucherschutz schwer umzusetzen und zu kontrollieren.

„Dies müsste vereinfacht und vereinheitlicht werden“, forderte Pötschke-Langer und erinnerte an DKFZ-Untersuchungsergebnisse von 2009: „Raucherkneipen und Raucherräume sind Giftküchen.“ So sei die Schadstoffbelastung mit lungengängigen Partikeln in Raucherräumen bis zu 20 mal, in den anliegenden Räume immer noch viermal höher als in einer rauchfreien Gaststätte. Nicht nur Besucher, sondern auch Mitarbeiter seien diesen Schadstoffmengen ausgesetzt.

München rangierte mit 95 Prozent rauchfreier Gaststätten an erster Stelle der untersuchten Landeshauptstädte. Schlusslicht im Ranking war „Rauchermetropole“ Düsseldorf mit den meisten Ausnahmeregelungen. Dort sind weniger als 60 Prozent der Gaststätten rauchfrei. „Hier gibt es die meisten Raucherkneipen und auch die meisten Verstöße gegen die Kennzeichnungspflicht“, berichtete Ute Mons vom DKFZ. Nur 8 Prozent der Rauchergaststätten und knapp 30 Prozent der Raucherräume waren dort ohne Beanstandung: „In den anderen Fällen fehlten Kennzeichnungsschilder, es wurden unerlaubterweise Speisen angeboten oder es war mehr als ein Gastraum vorhanden. In Gaststätten mit Raucherraum fehlten dort Türen oder sie standen dauerhaft auf“, resümierte Mons.

Bei den Kneipen und Bars steht Schwerin am verqualmtesten da: In 93 Prozent dieser Gaststätten wird geraucht. In Berlin ist das Bild zweigeteilt. Von den Landeshauptstädten mit Ausnahmeregelung gibt es den insgesamt höchsten Anteil rauchfreier Gaststätten (80 Prozent) - allerdings nur in den gehobenen Bezirken. In ärmeren Gegenden wird in vielen Eckkneipen weiter gequalmt.