Kälterückfall kommt zwei Wochen früher als gewohnt - dem Klimawandel sei Dank. Null bis minus zwei Grad in den kommenden zwei Nächten.

Hamburg. Die Eisheiligen halten sich schon längst nicht mehr an das vorgeschriebene Datum. Sie kommen immer früher. Null bis minus zwei Grad werden in den kommenden zwei Nächten für Frost und Frösteln sorgen. "Es ist verbreitet mit Bodenfrost zu rechnen, an manchen Orten, zum Beispiel in Außenbezirken, kann es sogar Luftfrost geben", erklärt Hans-Joachim Möller vom Deutschen Wetterdienst in Hamburg. Das bedeute, dass auch in zwei Meter Höhe bis zu zwei Grad minus erreicht würden. Das ist tödlich für die frisch gepflanzten Geranien. "Auch die Tage werden mit etwa zwölf Grad nicht sehr warm", ergänzt der Meteorologe.

Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg ist sich sicher, dass wir es jetzt mit den voreiligen Eisheiligen zu tun haben: "Sie sind ein Begriff für das Phänomen, dass nach der ersten großen Wärme im Jahr ein Kälterückfall folgt." Und da der April mit 4,4 Grad über dem Mittel sogar der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen sei und durch hohe Temperaturen erfreut habe, sei ein verfrühter Kälteeinbruch nicht verwunderlich. "Es bewegt sich aus Nordosten polare Luft Richtung Deutschland", präzisiert Böttcher, und die hält bis Donnerstag an. Danach werde es wärmer. Seiner Meinung nach sind die Eisheiligen damit ziemlich kurz und schmerzlos abgehakt.

Normalerweise erwartet man Mamertus (11. Mai), Pankratius (12.), Servatius (13.) und Bonifatius (14.) Mitte Mai, in Süddeutschland folgt am 15. Mai noch die kalte Sophie. Die Eisheiligen gehen auf Bischöfe und Märtyrer zurück, Mamertus etwa war ein französischer Bischof und soll per Gebet eine Feuersbrunst gestoppt haben. In Gebieten, in denen Sophie nicht mitbedacht wird, werden die Heiligen auch "gestrenge Herren" genannt.

Noch in den 70er-Jahren fielen diese Tage in großer Regelmäßigkeit mit einem Kälteeinbruch zusammen. "Vor Nachtfrost du nicht sicher bist, bis Sophie vorüber ist", lautet die bekannteste Bauernregel. In der Nacht zum 10. Mai 1941 beispielsweise wurden in Hamburg fünf Grad minus gemessen. Das ist Rekord und die bisher kälteste Mainacht aller Zeiten in der Hansestadt. 1996 hatten wir dann zum letzten Mal Luftfrost pünktlich zu den Eisheiligen, weiß der Deutsche Wetterdienst. Seit 1998 fällt sogar der Bodenfrost weitgehend aus.

"Das Klima verändert sich, es wird insgesamt früher warm und dadurch kommt es früher zum Kälterückfall", erklärt Frank Böttcher. Er falle damit kaum noch in genau das beschriebene Zeitfenster. Da stellt sich die Frage, ob die Eisheiligen künftig umbenannt werden müssen, in den heiligen Athanasius (2. Mai), er war ein römischer Theologe. Für den 3. Mai steht der Apostel Jacobus, der Nationalheilige von Uruguay. Am 4. Mai verehren wir Florian, einen römischen Märtyrer. Eine Bauernregel besagt: Der Florian, der Florian noch einen Schneehut tragen kann. Er ist auch der Schutzpatron der Gärtner, die in diesen Tagen mit einer ungewöhnlichen Dürre zu kämpfen haben.

Im April hat es in Schleswig-Holstein im Durchschnitt gerade einmal drei Millimeter Niederschlag gegeben, die geringste Menge seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Normal sind es 40 bis 50 Millimeter. "Seit dem 7. Februar sind in Hamburg insgesamt nur 28 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen worden. Normalerweise sind es in diesem Zeitraum 150 Liter pro Quadratmeter", veranschaulicht Böttcher die Daten für die Hansestadt. Und leider bringen die Aussichten diesbezüglich keine Besserung. "Die Trockenheit macht zwar eine kurze Pause, aber es wird heute und morgen nur vereinzelt Schauer geben. Das hilft der Landwirtschaft auch nicht", sagt Hans-Joachim Möller vom Wetterdienst. Frank Böttcher ergänzt: "Eigentlich bräuchte man drei Tage richtigen Landregen, damit das Wasser in den Boden einsickern kann." Aber der ist nicht in Sicht.