US-Schauspieler und Regisseur Clint Eastwood feiert seinen 80. Geburtstag. Fünf Dinge, die wir von der Film-Legende lernen können.

Los Angeles. "Runter von meinem Rasen!" Als Walt Kowalski diesen Satz durch die Zähne presst, das Gewehr im Anschlag und sein Blick so hart wie Granit, verdichten sich in diesem Moment 44 Jahre Kinogeschichte. Kowalski, der pensionierte Fließbandmonteur aus "Gran Torino" (2008) und Clint Eastwoods letzte große Rolle, wie er selbst sagt, fasst noch einmal die ganze DNS der Eastwood-Helden zusammen - und unsere Reaktion darauf.

Kowalski ist ein einfacher, verbitterter, wortkarger und zynischer alter Kotzbrocken, Dirty Harry im Ruhestand. Eastwood als Kowalski ist so herrlich politisch inkorrekt, dass man ihn sich insgeheim als Nachbarn wünscht. Doch das ist nur das Image, das mit den konditionierten Erwartungen des Publikums spielt, vordergründig und die Weisheit des Films verschleiernd. Denn Kowalski ist lernfähig. Und er tut die richtigen Dinge, und zwar instinktiv, nicht aus einem fragwürdigen Ehrenkodex heraus.

Genau diese beiden Fähigkeiten zeichnen Clint Eastwood aus. Er ist Hollywoods coolster und schweigsamster Bursche, der einsame Mann, der das Gesicht des Italo-Western prägte, der als Dirty Harry Verbrecher brutalstmöglich von den Straßen fegte. Er vollbrachte das Wunder, als Schauspieler wie auch als Regisseur gleichermaßen geachtet und dabei von Intellektuellen erst bespöttelt, dann verehrt zu werden. Heute wird er 80.

In Eastwoods Karriere verdichten sich fünf einfache Lektionen, die ihn zur Legende haben werden lassen.

1. Vergiss die Experten, vertraue deinem Instinkt

Nach sieben Jahren und 217 Folgen als Cowboy in der Fernsehserie "Rawhide" reiste Eastwood 1964 erstmals nach Europa, um dort die Hauptrolle in einem obskuren Projekt zu übernehmen. Der damals in den USA unbekannte italienische Regisseur Sergio Leone, der kein Englisch sprach, drehte in Spanien ein Western-Remake des japanischen Samurai-Films "Yojimbo". Das Budget betrug 200 000 Dollar, Eastwoods Gage 15 000. Kollegen und Freunde erklärten ihn für verrückt. Eastwood: "Ich dachte damals: Ich war noch nie in Italien, Spanien oder Deutschland. Schlimmstenfalls habe ich eine nette Reise gemacht."

Seine Rolle? Ein namenloser Revolverheld, der seine tödlichen Dienste an den höchsten Bieter verhökert. Das brach mit allen Werten des klassischen guten Westernhelden. Das Ergebnis: "Für eine Handvoll Dollar" löste eine Flut von Spaghetti-Western aus und katapultierte Eastwood erst in Europa, später in den USA in den Superstar-Status. Clint wurde zur Ikone der Popkultur. Die Lust, Regeln zu brechen, bestimmte fortan Eastwoods Karriere. Als Detektiv "Dirty Harry" (1971) ignoriert er gnadenlos Gesetze - und wurde von linksliberalen Kritikern zerrissen. Mit "Pale Rider" (1985) und "Erbarmungslos" (1992) drehte er Western, als das Genre längst totgesagt war. Als Liebhaber in "Die Brücken am Fluss" (1995) vergoss der Recke erstmals Tränen auf der Leinwand. Und in den zwei San-Fernando-Filmen schmust er gar mit einem Orang-Utan. Warners Manager hielten das Projekt für eine Schnapsidee; am Ende war "Der Mann aus San Fernando" (1978) der bis dahin größte Kassenerfolg für die Filmfirma.

2. Mach die Dinge einfach, schnell und sparsam

Während das Kino in den vergangenen 25 Jahren zum Effektgewitter verkommen ist, pflegt Eastwood die wunderbare Tugend des Geschichtenerzählens. Er nimmt sich Zeit für seine Figuren, inszeniert geradlinig, schnörkellos und beherrscht die größte Tugend des Filmens: die Einfachheit. Der Regisseur Eastwood ist berühmt dafür, dass er Szenen perfekt vorbereitet und dann in nur einem Dreh fertigstellt. Da er seit 1981 seine Filme mit der eigenen Firma Malpaso auch produziert, hat er die Kontrolle über das gesamte Projekt. Dadurch ist er in der Lage, das Budget nicht auszuschöpfen. "Ich halte nichts davon, die Zeit und das Geld anderer Leute zu verschwenden."

3. Stell dir ein Team aus guten Leuten zusammen und vertraue ihnen

Bruce Surtees war bei zwölf Filmen Eastwoods Kameramann, 1986 folgte ihm sein Assistent Jack N. Green nach, der 13 Filme machte. Seit "Blood Work" (2002) heißt der Mann an der Kamera Tom Stern. Joel Cox schneidet seit 1976 alle Eastwood-Filme, Lennie Niehaus ist seit 1979 als Orchestrator, Komponist und Dirigent Eastwoods Hausmusiker. Auch bei Stunts, beim Casting, bei Bauten oder beim Licht - im Abspann der Filme tauchen immer alte Bekannte auf. Eastwood vertraut bei allen Aspekten der Produktion auf eine eingespielte Mannschaft von treuen Mitarbeitern. Seit 1971 arbeitet der Star mit Warner Bros. zusammen - der Deal wurde laut Biograf Richard Schickel nur per Handschlag besiegelt.

4. Bleib gelassen und bodenständig, egal, wie erfolgreich du bist

Möglich ist das nur, weil der in der Öffentlichkeit fast scheu wirkende Mann im persönlichen Umgang entspannt, gelassen und stets freundlich ist. Starallüren scheinen ihm fremd. Schickel berichtet, dass Eastwood gern selbst in Restaurants oder Kneipen fährt und auf Personenschutz verzichtet. Und er hat Spaß daran, Paparazzi in wilden Verfolgungsjagden abzuhängen.

5. Hör nicht auf zu arbeiten, solange die Arbeit dir Spaß macht

Die Furchen in seinem Granitgesicht sind noch tiefer geworden. Doch müde und gebrechlich wirkt der 80-Jährige beileibe nicht. Er macht weiter. Seit dem Renteneintrittsalter 65 hat er 13 Filme als Regisseur und Produzent gedreht, für die es sechs Oscars gab. Derzeit arbeitet er an der Postproduktion des Thrillers "Hereafter" mit Matt Damon. Parallel bereitet er den Film "Hoover" vor, in dem Leonardo DiCaprio den legendären FBI-Chef porträtiert (Kinostart 2012). Eastwood ist wie ein guter Whisky: Mit dem Alter wird er immer komplexer, vielschichtiger und interessanter. Aus der coolen Ikone ist eine lebende Legende geworden. Authentisch, ehrlich und kompromisslos.