Stürme in Ostdeutschland hinterließen die größten Tornadospuren, die es je gab. Die Stadt Großenhain erhält eine Soforthilfe in Höhe von 250.000 Euro.

Großenhain/Mühlberg. Der Tornado am Pfingstmontag hat nach Schätzungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auf einer Strecke von 80 bis 100 Kilometer gewütet. „Das wäre eine der längsten Tornadospuren, die es je in Deutschland gab“, sagte Andreas Friedrich, Tornadobeauftragter beim DWD. Der Wetterdienst prüfe derzeit, ob es über dem Gebiet zwischen Mühlberg in Brandenburg und Großhartau in Sachsen sogar mehr als einen Wirbelsturm gab. Durchschnittlich kommt es in Deutschland zu 20 bis 60 Tornados im Jahr.

Unterdessen erhält die Stadt Großenhain vom Landkreis Meißen eine Soforthilfe in Höhe von 250.000 Euro. Das ganze Ausmaß der Schäden war am Tag nach dem Wirbelsturm noch nicht bekannt. Nach Angaben von Oberbürgermeister Burkhard Müller (CDU) hinterließ der Tornado eine „Schneise der Verwüstung“. Es werde Tage und Wochen dauern, bis alle Schäden beseitigt sind. Innenminister Markus Ulbig (CDU) machte sich am Dienstag ein Bild von der Lage in der am stärksten betroffenen Ortschaft. Bei dem Tornado war eine Sechsjährige ums Leben gekommen, knapp 40 Personen wurden verletzt.

Bei dem Tornado war eine Sechsjährige ums Leben gekommen, 38 Menschen wurden verletzt. Die Sechsjährige hatte in einem Auto gesessen, als ein Baum darauf stürzte. Das Ausmaß der Schäden steht dort noch nicht fest. Die Schulen blieben geschlossen. Ein Großteil der Straßen im nördlich von Dresden gelegenen Städtchen war am Tag nach dem Tornado aber wieder befahrbar.

Auch in anderen Teilen Ostdeutschlands richteten Unwetter großen Schaden an. In der Ortschaft Walda-Kleinthiemig verloren gar 80 Prozent der Häuser ihre Dächer, wie die Polizei berichtete. Umgestürzte Bäume versperrten Anfahrtswege. Der Meißener Landrat Arndt Steinbach richtete einen Katastrophenstab ein. Auch der Zugverkehr kam in der Region teilweise zum Erliegen. Die Fernzüge zwischen Dresden und Berlin wurden umgeleitet. Laut Bahn ist auch noch am Dienstagmorgen mit Einschränkungen zu rechnen. Umgestürzte Bäume, Äste und Schlamm behinderten auch den Straßenverkehr auf den sächsischen Autobahnen A 13 und A 4.

Eine von der Nordsee heranziehende, labil geschichtete Luftmasse sei auf wärmere Luft getroffen. Diese Wetterentwicklung habe sich in teilweise schweren Gewittern entladen, erklärte der Potsdamer Meteorologe des DWD, Gerd Saalfrank, das Unwetter in Brandenburg. Stellenweise gingen dort 30 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter nieder, berichtete der Wetterfachmann.

In Brandenburg raste ein Wirbelsturm durch die knapp 4500 Einwohner zählende Stadt Mühlberg und deckte die Dächer von schätzungsweise 20 Häusern ab, wie die Polizei berichtete. Außerdem sollen mehrere Bäume auf Autos und Häuser gestürzt sein. Die von dort nach Sachsen führende Elbbrücke wurde mehrere Stunden lang gesperrt. Am späten Abend gab die Polizei sie wieder für den Verkehr frei, ihre Statik soll jedoch am Dienstag überprüft werden. Wegen anfangs unpassierbarer Zufahrtsstraßen kamen Einsatzkräfte der Feuerwehr nur mühsam voran. Vorübergehend fiel im gesamten Stadtgebiet der Strom aus. Die Kirche wurde beschädigt.

Auch in anderen Teilen Deutschlands – so im Osten und im Norden - gab es Gewitter. Allerdings hielten sich die Schäden meist in Grenzen. Bäume knickten um und Keller liefen voll. In Berlin etwa musste die Feuerwehr am Montagnachmittag zwischen 16 und 19 Uhr 38 Mal wegen der Unwetter ausrücken.