Seoul. Nicht jedem Jünger des Buddhismus fällt es leicht, auf Weltliches und Äußerliches zu verzichten, wie es diese asiatische Religion und Lehrtradition fordert. Der kleine Südkoreaner auf dem Bild ist jedenfalls untröstlich über den Verlust seiner dunklen Haare, während sein Freund den Kahlschlag mit der gebotenen heiteren Gelassenheit nimmt. Die Rasur des Haupthaares gehört zur mönchischen Tradition - die beiden Jungen nehmen nämlich an einer Art buddhistischem Schnupperkursus teil und werden für 21 Tage Mönche im Chogye-Tempel in Südkoreas Hauptstadt Seoul.

Anlass ist der Geburtstag des nordindischen Prinzen Siddhartha Gautama vor vermutlich 2554 Jahren; das genaue historische Datum ist unbekannt, gefeiert wird er stets bei Vollmond im Mai. Nach sechs Jahren der Askese und der Meditation hatte der Königssohn im Alter von 35 Jahren unter einer Pappelfeige das Erlebnis des "Erwachens" und begann umgehend mit der Verbreitung seiner aus dieser Erleuchtung entwickelten Lehre. Nordindien durchwandernd, lehrte er bis zu seinem Tod im Alter von 80 Jahren. Aus dem Wort Bodhi für Erwachen wurde der Ehrentitel Buddha. Südkorea hat eine eigene Form des Buddhismus entwickelt, aber auch hier steht der endlose Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt sowie die Überwindung von Leid und Unvollkommenheit im Mittelpunkt.