Der Wiederaufbau der 1943 zerstörten Kirche erwies sich als mangelhaft. Seit fünf Jahren wird sie mit Spendengeldern komplett saniert.

Schwindelfrei sollte man schon sein, wenn man sich hier hinaufwagt. Vorsichtig beugt sich der Fotograf Michael Zapf über eine Öffnung im Schlussstein und schaut mit angehaltenem Atem hinunter ins Südschiff von St. Katharinen. Welch eine Perspektive! Er greift zur Kamera und schießt ein Foto, das den ästhetischen Reiz einer ganz besonderen Baustelle wiedergibt: Das mit Folie verhüllte Kruzifix scheint schwerelos im Raum zu schweben. Das Gestühl ist entfernt, der Boden wie eine offene Wunde, Gerüste, Holzplanken, Leitern und Baugeräte bestimmen das Bild, das dem Fotografen vertraut ist. Seit fünf Jahren dokumentiert Michael Zapf Hamburgs größte sakrale Baustelle, hält wie im Zeitraffer fest, was der 760 Jahre alten Hauptkirche widerfährt.

Mitte des 13. Jahrhunderts haben Hamburgs Bürger sie am Hafen erbaut und später immer wieder verändert, verschönert und erweitert. Im Juli 1943 wurde das Bauwerk bei einem alliierten Bombenangriff in einer einzigen Nacht zerstört. Doch dabei sollte es nicht bleiben; in der Nachkriegszeit baute man sie wieder auf, allerdings mit knappen Mitteln und wenig dauerhaften Materialien. Nach der Jahrtausendwende wurde schmerzhaft sichtbar, dass die Mauern bröckelten, dass Risse klafften und Pfeiler gefährlich an Standfestigkeit verloren. Seit 2007 wird die Hauptkirche nun vom Kellerboden bis zur Turmspitze saniert, was sich für Archäologen als spannendes Abenteuer erweist. Denn wer einem historischen Bauwerk so zu Leibe rückt, hat auch die Chance, seine Geheimnisse zu entschlüsseln. Nur teuer ist das: BevorSt. Katharinen am 1. Advent erneut geweiht wird, müssen Rechnungen über 21 Millionen Euro bezahlt werden. Das alles muss durch Spenden erbracht werden. "Dieses Projekt ist so großartig, dass sich gewiss auch für den jetzt noch fehlenden Rest weitere Spender finden werden", sagt Andrea Wagener, die für das Fundraising zuständig ist.