Washington. Der Hamburger war mit 21 Jahren der älteste Halbfinalist in Washington und verteidigte seinen Titel im Endspiel überlegen.

Alexander Zverev lächelte kurz, dann genoss er den tosenden Beifall der Zuschauer: Mit seinem erneuten Triumph beim ATP-Turnier in Washington D.C. hat Deutschlands bester Tennisspieler drei Wochen vor den US Open in New York seine derzeitige Topform unter Beweis gestellt. Im Finale ließ der Hamburger dem 19 Jahre alten Australier Alex De Minaur beim 6:2, 6:4 keine Chance.

"Wenn man hier das erste Mal gewinnt, fühlt es sich großartig an. Aber wenn man zurückkommt, hat man ein bisschen Druck auf den Schultern", hatte Zverev schon vor dem Endspiel gesagt – und dann jenem Druck eindrucksvoll standgehalten. Für den Hamburger war es in seinem 14. Finale auf der ATP-Tour der neunte Titelgewinn. Vor Washington waren ihm nur in München (2017 und 2018) zwei Turniersiege gelungen.

Zverev auf ATP-Liste hinter Nadal und Federer

Der 21 Jahre alte Zverev begann das Match gegen den Teenager – jünger war eine Endspielpaarung auf der ATP-Tour zuletzt vor elf Jahren – gleich mit einem Break, zog auf 4:0 davon und hatte den ersten Satz nach nur 31 Minuten gewonnen. Wenig später gab es nach dem Break zum 2:1 kaum noch Zweifel am Titelgewinn.

In der Weltrangliste verteidigte er durch den Titelgewinn den dritten Platz, den er bei einer Niederlage an den Argentinier Juan Martin del Potro verloren hätte. Vor ihm liegen weiter nur die Superstars Rafael Nadal (Spanien) und Roger Federer (Schweiz). Ein Umfeld, in dem sich Zverev mehr und mehr wohl fühlt.

Zu Zverevs Entwicklung gehören jedoch auch die Rückschläge und Enttäuschungen, die er vor allem auf der Grand-Slam-Bühne sammelte. Bei den Australian Open war zu Beginn des Jahres bereits in der dritten Runde Endstation, bei den French Open reichte es immerhin für das Viertelfinale, ehe Zverev in Wimbledon von einem Virus geschwächt erneut in Runde drei ausschied. Er selbst erwartet viel mehr, und doch waren die Niederlagen wertvolle Erfahrungen für Zverev.

Zverev will ersten Grand-Slam-Titel holen

Nach dem Abschied aus London und einem Kurzurlaub in seiner Wahlheimat Monte Carlo arbeitete Zverev in Florida gegen seinen Frust an. In Saddlebrook in der Nähe von Tampa quälte er sich für das nächste große Ziel: die US Open in New York (27. August bis 10. September). Auf den Hartplätzen von Flushing Meadows nimmt Zverev den nächsten Anlauf, seiner Bestimmung zu folgen – und endlich auch bei einem der vier weltweit größten Tennisturniere in die Phalanx der Superstars Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic einzubrechen.

"Dass ich der älteste Halbfinalist in dieser Woche bin, zeigt, dass die Spieler unserer 'NextGen' unglaublich Tennis spielen. Alle kommen nach vorne – und wir alle können bei großen Turnieren weit kommen", sagte Zverev. Er selbst führt die Generation gerne an und giert auf die nächste neue Erfahrung: ein Endspiel bei einem Grand Slam. In New York bekommt "der alte Sack" Zverev die nächste Chance, seine Reife unter Beweis zu stellen.