Essen. Große Nationen tun sich bisher schwer bei der WM. Nun sagt Ex-Bundesligaprofi Ivan Klasnic: “Den besten Fußball spielen die Kroaten.“

Für Ante Rebic (24) hat sich diese Fußball-Weltmeisterschaft schon gelohnt. Beim überzeugenden 3:0 (0:0)-Sieg seiner kroatischen Mannschaft im zweiten Gruppenspiel gegen Argentinien erzielte der Stürmer des Bundesligisten Eintracht Frankfurt einen sehenswerten Treffer zum 1:0, der seinem Berater in den nächsten Tagen viel Arbeit bescheren wird. Denn der Volleyschuss verzückte nicht nur die kroatischen Landsleute, sondern auch Vereine aus der englischen Premier League. Nach Informationen dieser Zeitung werden es die Frankfurter schwer haben, ihren Stürmer über den Sommer hinaus zu halten: Tottenham Hotspur und Huddersfield Town ringen bereits um ihn. Aber: Mit jedem weiteren Treffer bei dieser WM steigt der Preis.

Ex-Bundesliga-Profi Klasnic: "Wir spielen den besten Fußball bei der WM"

Der Eintracht-Star, der schon die Bayern mit zwei Toren im DFB-Pokalfinale das Fürchten lehrte, gehört zu den Leistungsträgern einer Mannschaft, die sich in der ersten Turnierwoche zu einem Mitfavoriten entwickelt hat. In der starken Gruppe D trumpften die Kroaten gegen Nigeria (2:0), aber vor allem gegen Vizemeister Argentinien (3:0) groß auf. Der Lohn ist der souveräne Einzug in das Achtelfinale.

WM 2018 in Zahlen

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    Mit einer Mischung aus taktischer Disziplin, körperlicher Robustheit und hoher individueller Klasse ließ Kroatien dem Team um Superstar Lionel Messi keine Chance. So überzeugend sei noch kein Team bei diesem Turnier aufgetreten, meint der kroatische Ex-Nationalspieler Ivan Klasnic (38). Der frühere Bremer Bundesligaprofi schwärmt: „Wir spielen den besten Fußball bei der WM.“

    Klasnic ist nicht entgangen, dass es bisher nicht läuft für die Topfavoriten. Titelverteidiger Deutschland droht schon heute das Aus, Argentinien hat nur noch theoretische Chancen auf das Weiterkommen. Spanien, Brasilien, Portugal und Frankreich sind zwar auf Achtelfinal-Kurs, konnten die Erwartungen aber noch nicht erfüllen. „Die anderen Nationen haben aufgeholt“, findet Klasnic. „So groß ist das Gefälle nicht mehr.“

    Die Schwäche der großen Nationen könnte die Chance für sein Heimatland sein. Eine Überraschung sind die starken Leistungen der Kroaten nicht. Top-Spieler wie Luka Modric von Champions-League-Sieger Real Madrid, der Ex-Schalker Ivan Rakitic vom FC Barcelona oder der frühere Bayern-Stürmer Mario Mandzukic von Juventus Turin führen das Team an.

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    Doch anders als bei den letzten großen Turnieren ist es gelungen, aus starken Einzelspielern eine schlagkräftige Mannschaft zu formen. Ein Verdienst von Trainer Zlatko Dalic (51). „Er macht seine Sache sehr gut“, unterstreicht Klasnic. „Der Trainer redet sehr viel mit den Spielern. Wir sind gut organisiert, die Abwehr steht, und wir greifen früh an. Aber viel wichtiger ist, dass ein echtes Team auf dem Platz steht, das eine ganze Nation glücklich machen will.“

    Im Oktober 2017 übernahm Dalic das Traineramt in Kroatien. Er führte ein zu diesem Zeitpunkt verunsichertes Team über die Play-offs gegen Griechenland zur WM. Diesen Schwung haben die Kroaten mit nach Russland genommen.

    Bei der WM 1998 landete Kroatien auf dem dritten Platz

    Mit seiner zwischenmenschlichen Stärke und seinem taktischen Geschick holt Dalic das Beste aus seinen Stars heraus. So hat er auch einen Weg gefunden, dass zwei der weltbesten Ballverteiler nebeneinander funktionieren. Luka Modric, der Partner von Toni Kroos bei Real Madrid, wurde auf die Zehner-Position beordert. Den Spielaufbau vor der Abwehr überlässt er dem kaum weniger genialen Ivan Rakitic. „Die Mischung stimmt. So wie wir spielen, gehören wir zu den Favoriten. Darauf darf man stolz sein“, sagt Klasnic.

    In einem Land, in dem nur 4,5 Millionen Menschen leben, wächst die Hoffnung auf den ersten großen Erfolg seit 1998. Bei der WM in Frankreich landete Kroatien mit Stars wie Davor Suker und Zvonimir Boban auf Platz drei. Heute macht Abwehrspieler Dejan Lovren vom FC Liverpool seinem Land Hoffnung. Angesprochen auf die Generation von 1998 sagt er: „Wir sind besser als das damalige Team.“