Hamburg. Das Duo Hamburg Gossenhauer hat ein Lied über Fußball gemacht. Es könnte ins Ohr gehen – und soll auch zum Nachdenken anregen.

Irgendwo hat Claus Vaith kürzlich gelesen, dass es noch gar keinen richtigen WM-Song gebe. Und da sei ihm dieser Gedanke gekommen: Vielleicht ist meiner ja einer? Eigentlich sollte „Da geht noch was“ wirklich nur ein Lied über den Fußball sein. Es geht konkret um ein Spiel, das verloren scheint und sich ganz am Ende noch zum Guten wendet. Eine Metapher fürs Leben, wenn es gut läuft. Aber ein WM-Song? „Das wollten wir uns nicht anmaßen“, sagt Vaith.

Die Weltmeisterschaft kommt auch mit keinem Wort vor. Im Gegenteil: “Schöner wär’s mit weniger Kommerz“, heißt es gegen Ende, „dann hätten alle Leute viel mehr Spaß daran, an Fußball mit Leidenschaft und Herz.“ Diese Botschaft sei ihm wichtig gewesen, sagt Vaith (58), der Sänger und Gitarrist des Duos Hamburg Gossenhauer: „Ich wollte ein bisschen Zeitgeist reinbringen und die Leute bewegen.“

Russische Kirche und Lenzsiedlung als Kulisse

Deshalb hätten er und Malte Hansen für ihr Video auch einen Amateurverein aus der Nachbarschaft gewählt: Grün-Weiß Eimsbüttel, mit der dritten Frauenmannschaft in der Nebenrolle, der SAGA-haften Lenzsiedlung und, naheliegend, der russisch-orthodoxen Kirche des heiligen Prokop als Kulisse. Low Budget, aber nett gemacht. Der Vergleich zu den aufwendigen Produktionen der potenziellen WM-2018-Song-Schreiber, von Adel Tawil bis Will Smith, von Max Giesinger über Jason Derulo bis zu den Fantastischen Vier, verbietet sich.

Nur den Sound haben sich die Gossenhauer etwas kosten lassen und die Home Studios in der Bogenstraße gebucht, wo schon Branchengrößen wie Udo Lindenberg, Depeche Mode, Lauryn Hill und Santana Aufnahmen erstellt haben.

Wird es ein Gassenhauer?

Der Aufwand hat sich wohl gelohnt, wenn Vaith die erste Resonanz richtig deutet: „Die Leute singen das Lied sofort mit. Ein schönes Lied zum Feiern.“ Trotzdem kamen bisher erst gut 1500 Zugriffe zusammen. Da geht noch was, ganz bestimmt.

Als Musiker ist Vaith Amateur. Sein Geld verdient er mit der Vermietung von Apartments auf Gomera, wo er selbst eine Zeit lang gelebt hat, zweimal die Woche fährt er Taxi. Am Wochenende tritt er mit Hansen auf Stadtfesten oder privaten Feiern auf, zunehmend mit selbst geschriebenen Songs. Ein Gassenhauer ist den Gossenhauern bislang nicht gelungen. Vielleicht ja jetzt? „Das muss jeder selbst entscheiden“, sagt Vaith.

Früher West-Eimsbüttel, jetzt St. Pauli

Als Jugendlicher hat er selbst Fußball gespielt, bei West-Eimsbüttel. Irgendwann wurden andere Dinge wichtiger, aber die Liebe zum Spiel blieb. Wenn es sich ergibt, besucht Vaith die Heimspiele des FC St. Pauli im Millerntor-Stadion. Er sagt: „Ich möchte Fan sein und kein Konsument.“

Wo er die WM schauen wird, weiß er noch nicht. Sein Bruder, der die Villa im Park am Else-Rauch-Platz betreibt, werde dieses Mal kein Public Viewing anbieten. Aber Claus Vaith ist sich sicher: „Es wird sich schon ein Plätzchen finden.“