Hamburg. Klare 7:1- und 7:0-Siege in den Halbfinalspielen. Sasels Trainer Zankl ist wegen des Termins für das Finale sauer auf den Verband

Den wahrscheinlichen künftigen Finalgegner seiner Mannschaft ahnte Sasels Trainer Danny Zankl am Montagmorgen schon um acht Minuten nach elf Uhr. Zankl saß, drei Stunden vor dem Anpfiff des Lotto-Pokalhalbfinalspiels seines TSV Sasel beim Landesligisten FC Alsterbrüder, auf der Tribüne des Sportparks Hinschenfelde. Dort duellierte sich im ersten Halbfinale Oberligist WTSV Concordia mit Regionalligist und Titelverteidiger FC Teutonia 05. Nach acht Spielminuten hieß es durch Treffer von Maik Lukowicz (5.) und Michael Ifeadigo (8.) 2:0 für die Teutonen. Zankl konnte sich die erste Halbzeit nicht zu Ende ansehen, doch Zweifel am Weiterkommen der Teutonen dürften ihn kaum befallen haben.

Zwar verkürzte Cordi durch Amoah Hartwig per Kopf auf 1:2 (20.), lieferte in der Folgezeit aber den Beweis, warum der Club seit Jahren seinen Regionalliga-Ambitionen weit hinterherläuft. Gegen einen echten Regionalligisten besaßen die viel zu hoch verteidigenden Concorden nicht den Hauch einer Chance. Fast ausschließlich nach dem gleichen Muster – langer Ball hinter die Kette, hundertprozentige Tormöglichkeit, drin – filetierte Teutonia vor 400 Fans seinen bedauernswerten Gegner. Erolind Krasniqi (36., 54.), Ole Wohlers (37., 61.) und Marcus Coffie (56.) schraubten das Ergebnis auf 7:1.

Cordis Trainer Stefan Gehrke, dessen Umstellung auf eine Dreierkette nach 21 Minuten wirkungslos verpuffte, wirkte etwas schockiert vom Auftritt seines Teams. „Es ist ärgerlich, dass wir das Ding hier schon in den ersten zehn Minuten hergeschenkt haben. Insgesamt haben wir zu wenig Gegenwehr gezeigt. So kannst du als Underdog ein Halbfinale gegen einen Goliath nicht spielen“, befand Gehrke.

FC Teutonia wünscht sich wieder so ein DFB-Pokalspiel wie gegen RB Leipzig

Eine komplett andere Stimmungslage herrschte verständlicherweise bei Teutonias Trainer David Bergner. „Meine Jungs wollten unbedingt ins Finale. Das war von der ersten Sekunde an zu spüren. Da haben wir nun ein Heimspiel an der Hoheluft. Wir sind überglücklich und wollen den Pokal gewinnen, um noch mal so ein tolles DFB-Pokalspiel wie diese Saison in der ersten Runde gegen Bundesligist RB Leipzig spielen zu dürfen“, sagte Bergner.

Die angestrebte Titelverteidigung dürfte den Teutonen jedoch nicht so leicht fallen wie der klare Erfolg bei Concordia. Der Gegner im Endspiel wird schließlich Oberliga-Tabellenführer TSV Sasel sein, der seiner Favoritenstellung bei den Alsterbrüdern ebenso eindrucksvoll gerecht wurde. Vor 800 Zuschauern auf dem ausverkauften Walter-Wächter-Platz konnten die Gastgeber, die erst am Freitag durch ein 3:0 in der Landesliga Hammonia bei HNT ihren Durchmarsch von der Bezirksliga bis in die Oberliga perfekt gemacht hatten, nur 20 Minuten mithalten.

Alsterbrüder hatten am Freitag noch den Aufstieg in die Oberliga kräftig gefeiert

Danach bezwang der Favorit den Außenseiter nach dem gleichen Rezept wie zuvor die Teutonen die Concorden. Die extrem hoch verteidigenden Alsterbrüder wurden durch lange Chipbälle hinter die Abwehr fast im Minutentakt düpiert. Dazu gesellten sich schicke und erfolgreiche Eckballvarianten der Saseler. Tim Jeske verwandelte die erste davon zur Führung (25.), Benjamin Lucht die zweite zum 4:0 (37.). Dazwischen profitierten Nick Gerken (28.) und Jeske (34.) vom Luxus, alleine auf den Kasten der Alsterbrüder zulaufen und vollenden zu können.

In Hälfte zwei trafen Maximilian Grünberg (73.), Fatih Umurhan (75.) und Lukas Kourkis (85.) zum 7:0-Endstand. „Wir haben nicht zu hoch verteidigt. Stellst du dich gegen Sasel hinten rein, fängst du auch Treffer. Wir haben Freitag den Aufstieg mit Alkohol gefeiert, bis das Clubheim gewackelt hat. Außerdem war der Gegner heute zu gut. Vielleicht kann Sasel die Teutonen im Finale ärgern“, sagte Alsterbrüders Trainer Jörn Großkopf.

Sasels Trainer Danny Zankl kritisiert Endspiel-Terminierung als „Skandal“

Dies ist anzunehmen, wobei Sasels Trainer Zankl die Terminierung des Finals, dessen Sieger in Runde eins des DFB-Pokals 210.000 Euro Antrittsgeld erhält, auf den 3. Juni nicht passt. Teutonia bestreitet in der Regionalliga sein letztes Pflichtspiel am 27. Mai, Sasel in der Oberliga am 5. Mai. Danach geht es für Sasel vom 9. bis zum 14. Mai auf Mannschaftsfahrt nach Mallorca.

„Die Terminierung ist ein Skandal. Wenn man möchte, dass ein Regionalligist in den DFB-Pokal kommt, dann ist dafür alles angerichtet“, schoss Zankl eine Breitseite auf den Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) ab. Sein Team wird nach Saisonende nicht im Rhythmus sein, zudem im Mai keine Testspielgegner finden.

Vor Pokalduell: FC Alsterbrüder steigt in die Oberliga auf

Altonaer Ersatzspieler schlägt Zuschauer ins Gesicht

Auf Abendblatt-Nachfrage wies HFV-Pressesprecher Carsten Byernetzki die Kritik zurück. „Ich weiß nicht, für wen die Terminierung ein Vorteil ist. Beide Teams können sich gut vorbereiten. Der Rahmenterminkalender steht seit Saisonbeginn. Damals mussten wir einen Corona-Puffer einbauen, um die Saison eventuell verlängern zu können. Deshalb findet das Finale am 3. Juni statt“, sagte Byernetzki.