Hamburg. Das Turnier ist das erste internationale Sportgroßevent in der q.beyond Arena – und das erste im Fechten in Hamburg seit der WM 1978.

Elegant sah es aus, wie Gesche Reimers über das Eis der q.beyond Arena schwebte. Die eisgrauen Schlittschuhe hatte die Säbelspezialistin vom Eimsbütteler TV auf ihren Fechtanzug abgestimmt. Die 52-Jährige ist im Sturmflutgebiet an der Nordsee aufgewachsen, „da sind wir im Winter jeden Tag auf Schlittschuhen unterwegs gewesen“. Sollte also im Mai kommenden Jahres aus irgendeinem Grund die Eisfläche nicht wie geplant abgetaut werden können, dann hätte die WM-Zweite von 2019 beste Aussichten, auch auf Kufen Europameisterin zu werden.

Sorgen um Ausrutscher muss sich allerdings keiner der erwarteten 600 Aktiven aus 28 Nationen machen, die in rund 130 Teams in der Multifunktionsarena im Volkspark bei den European Team Championships der Veteranen um die kontinentalen Titel in den Waffengattungen Degen, Säbel und Florett kämpfen werden. Schließlich liegt die Organisation des ersten internationalen Sportgroßereignisses, das in der vor 13 Jahren eröffneten kleinen Schwester der Barclays Arena am Hellgrundweg stattfindet, in den Händen von Margit Budde-Cramer.

Die Präsidentin des Hamburger Fechtverbands ist für ihre Akribie in der Ausrichtung wichtiger Turniere fast schon berüchtigt. „Diese EM ist ein sehr wichtiger Baustein, um das Fechten in Hamburg voranzubringen. Deshalb hat sie bei allen Beteiligten höchste Priorität“, sagte die 68-Jährige, die sich Frank Ehrich mit dessen Agentur Comtent als Veranstalter an die Seite geholt hat und das Turnier mit der Fechtabteilung des ETV, mit 180 Mitgliedern der größte der 14 Hamburger Clubs, ausrichtet.

Fechten Hamburg: „Diese EM ist ein sehr wichtiger Baustein“

Ursprünglich sollte das vom 25. bis 29. Mai 2022 geplante Turnier, das im Zweijahresturnus ausgetragen wird, 2020 aber Corona zum Opfer fiel und deshalb 2018 letztmals in Alkmaar (Niederlande) stattfand, in der Sporthalle Hamburg in Winterhude über die Planche gehen. Weil dort allerdings im Zuge der Dachrenovierung weitere Bauarbeiten stattfinden, brauchte Margit Budde-Cramer einen Ersatzstandort. Kurzzeitig war auch das Tennisstadion am Rothenbaum im Gespräch, mit der q.beyond Arena glaubt man aber nun den perfekten Standort gefunden zu haben.

„Die Infrastruktur ist super, die Halle bietet mit mehr als 7000 Quadratmetern Fläche, mobilen Tribünen und einer sehr guten Verkehrsanbindung alles, was für ein Turnier dieser Größenordnung gefordert wird“, sagte die Organisatorin. Elf Fechtbahnen werden auf der dann abgetauten Eisfläche verlegt, sechs weitere in der angrenzenden Ballsporthalle, die die Bundesligahandballer des HSV Hamburg zum Training nutzen. Der Franzose Benoit Pincemaille, Observator des Europaverbands EVFC, bescheinigte im November beste Bedingungen.

Alexander-Otto-Sportstiftung unterstützt Fechtturnier

Damit das erste internationale Fechtturnier in Hamburg seit der WM 1978 ein Erfolg werden kann, leisten die Stadt und die Alexander-Otto-Sportstiftung finanzielle Beiträge zum 150.000-Euro-Etat. „Mit der Team-EM der Veteranen kommt der Fechtsport auf die große Bühne. Damit machen wir die Vielfalt des Sports für alle erlebbar“, sagte Sportsenator Andy Grote. Alexander Otto, dessen Stiftung die Halle als Eigentümer betreibt, sagte: „Wir freuen uns, mit unserer Arena einem Sport eine Bühne bereiten zu können, der sonst weniger im Blickpunkt steht.“ Und Stanja Müller-Wolf, Unternehmenssprecherin des IT-Dienstleisters q.beyond, sagte: „Wir sind Hamburg sehr verbunden und sehen unseren Sponsoringbeitrag als Teil unseres sozialen Engagements.“

Fünf Monate hat Margit Budde-Cramer nun Zeit, die Etatlücke von rund 40.000 Euro mithilfe weiterer Sponsoren zu stopfen. „Aber das sollte klappen, ich fange jetzt erst richtig mit der Akquise an“, sagte sie. Gesche Reimers und ihre Mitstreitenden dagegen müssen noch die Qualifikation im Frühjahr meistern, um bei ihrer Heim-EM an den Start gehen zu können. Aber auch da sind Ausrutscher nicht zu befürchten.