Hamburg. Die Organisation Special Olympics hat sich während der Pandemie neu aufgestellt und drei Projekte angestoßen.

„Es tut sich was.“ Das sagt Lina Peters voller Überzeugung. Es ist ein dickes Brett, das die 27-Jährige und ihre Mitstreiter von Special Olympics Hamburg zu bohren haben, aber die ersten Umdrehungen im Holz sind geschafft. Am 26. Oktober könnte es nun noch ein Stück tiefer gehen, dann lädt der Hamburger Sportbund (HSB) zu einem ersten „Netzwerktreffen Inklusion im Hamburger Sport“. „Wir möchten damit einen regelmäßigen und nachhaltigen Austausch von Wissen und Ideen zum Thema Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung im Sport initiieren“, heißt es in der Einladung.

Es tut sich was. Die Sichtbarmachung, das Erkennen von Bedürfnissen und die Schaffung von Sportmöglichkeiten für Menschen mit geistigen Einschränkungen ist die Aufgabe von Special Olympics Hamburg.

Die Organisation hat sich vor etwa 18 Monaten reformiert. Früher wurden dort vor allem Veranstaltungen organisiert, Sportfeste meist. Und daraus resultierend wurden Aktive zu nationalen und internationalen Spielen geschickt. Das ist auch heute noch Teil der Aufgabe. Hamburger Sportler bereiten sich intensiv auf die Teilnahme an den Nationalen Special Olympics vom 19. bis 24 Juni 2022 in Berlin vor, wo sie sich für die Weltspiele in der Hauptstadt 2023 qualifizieren können.

Special Olympics Hamburg lenkt Fokus auf Alltagssport

Die Organisation der Sportangebote, das Training, blieb früher in der Regel einzelnen Trägern überlassen. Also Werkstätten, Unterkünften und ganz wenigen Vereinen. Dies hat sich nun geändert. Der Fokus liegt nicht mehr allein auf dem „Spitzensport“. „Jetzt ist unsere Idee, Menschen mit geistiger Behinderung am Alltagssport teilhaben zu lassen“, sagt Special-Olympics-Sprecher Marcus von Zmuda.

Dafür hat die Organisation drei Projekte ins Leben gerufen. „Sei aktiv“ organisiert niedrigschwellige Bewegungsangebote in Wohneinrichtungen, Werkstätten oder im Freien, organisiert Aktionstage und hat im Internet Sport- und Bewegungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung geschaffen. Das war vor allem im Lockdown wichtig, aus dem das Projekt heraus entstanden ist.

Das Projekt „Wir gehören dazu“ möchte noch mehr „klassische“ Sportvereine für inklusive Angebote öffnen. Der Schnuppertag „Tennis und Inklusion“ am 3. Oktober beim SC Alstertal-Langenhorn (Scala) war ein gelungenes Beispiel dafür. „Wir wollen im Inklusionsbereich etwas machen und sind dabei etwas unbedarft gewesen“, sagt die stellvertretende Scala-Vorsitzende Ann-Christin Schwenke, „jetzt sind wir ganz froh, dass wir über solche Projekte Fachleute an die Seite bekommen.“

Special Olympics will mehr Menschen zum Sporttreiben bewegen

Lina Peters ist die Projektleiterin von „Live“, öffnet dem Integrationssport in Hamburg und Bremerhaven Türen in Bezirken, Kommunen oder Schulen. „Es geht darum, Bewusstsein auf politischer Ebene zu schaffen“, sagt sie. Sie „vermarktet“ die Idee Special Olympics. „Live“ ist ein bundesweites Projekt, das bis Ende 2023 finanziert ist. Peters putzt dafür Klinken bei den Sportreferenten vor Ort, ist auf der Suche nach Synergien zwischen bestehenden Angeboten und Einrichtungen.

Auf insgesamt 133.000 wird die Zahl der Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung in Hamburg geschätzt. Die wenigsten davon treiben Sport, das Potenzial ist riesig. Das Ziel von „Sportlotsin“ Linda Bull von der Evangelischen Stiftung Alsterdorf ist ebenfalls, mehr Menschen mit Behinderung für Sport zu begeistern. „Wir arbeiten sehr eng zusammen, unsere Projekte sind verknüpft“, sagt Peters. Es tut sich also wirklich jede Menge.